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Wirtschaft: US-Investor gibt Kampf um Babcock Borsig auf

Guy Wyser-Pratte hat sein Aktienpaket unbemerkt abgegeben / Reisekonzern TUI musste 90 Millionen Euro abschreiben

Berlin (fo). Der amerikanische Investor Guy WyserPratte ist klammheimlich beim insolventen Maschinen- und Anlagenbaukonzern Babcock Borsig ausgestiegen. Dies bestätigte der Babcock-Chef Horst Piepenburg dem Tagesspiegel. Wyser-Pratte hielt 8,2 Prozent der Aktien und war der schärfste Kritiker des abgelösten Managements unter Führung von Klaus Lederer.

Vor einigen Wochen habe Wyser-Pratte mitgeteilt, dass sein Aktienbesitz unter die meldepfichtigen fünf Prozent gesunken sei, sagte Piepenburg. Inzwischen lägen Informationen vor, dass Wyser-Pratte alle Anteile abgegeben habe. Ob die Aktien an der Börse verkauft oder als Paket veräußert wurden, ist nicht bekannt. Viel dürfte der Amerikaner aber nicht mehr kassiert haben. Denn die Aktie des Oberhausener Unternehmens pendelt inzwischen um die 50 Cent. Das Papier lag vor nicht allzu langer Zeit bei zwölf Euro

Jetzt hat Babcock nur noch vier Großaktionäre: Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) mit 8,5 Prozent, die Deutsche Bank mit 8,8 Prozent sowie die Crédit Agricole Lazard mit 8,5 Prozent. Der Reisekonzern TUI, an dem die WestLB wiederum bereiligt ist, hält 8,9 Prozent. Die TUI hat ihre Beteiligung im Wert von zuvor 90 Millionen Euro im ersten Halbjahr wegen der Insolvenz Babcocks auf Null abgeschrieben. Zwischen TUI (früher Preussag) und Babcock gab es eine enge Verbindung.

Auf Drängen des gemeinsamen Großaktionärs WestLB hatte Babcock vor einigen Jahren alle Preussag-Industriesparten übernehmen müssen. Damit sollte für die Preussag der Weg frei gemacht werden zum Umbau in ein reines Touristikunternehmen. Perle in diesem Geschäft war die Kieler Werft HDW. An dem U-Boot-Spezialisten waren Babcock und Preussag nach einem komplizierten Tausch gemeinsam beteiligt.

Wyser-Pratte war zum Jahresbeginn in der Hoffnung eingestiegen, aus Babcock einen profitablen Energietechnik- und Werftenkonzern zu schmieden. Vorstandschef Klaus Lederer dachte aber gar nicht daran, verkaufte die HDW an den US-Investoren OEP Partners, kündigte seinen Posten bei Babcock und übernahm selbst die Führung der HDW-Werft. Wyser-Pratte versuchte erfolglos, das Geschäft mit allen rechtlichen Mitteln zu verhindern. Jetzt klagt er auf Schadenersatz.

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