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Wirtschaft: US-Investoren kaufen Triebwerksbauer MTU

Daimler-Chrysler steigt aus – und die Regierung schimpft

München (nad). Nach monatelangen Verhandlungen hat der Autokonzern DaimlerChrysler seine Triebwerkstochter MTU Aero Engines an den US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts&Co (KKR) verkauft. Der Transaktion, die bis Jahresende abgeschlossen werden soll, müssen noch die Kartellbehörden zustimmen. Nach Angaben eines Daimler-Sprechers sieht das Unternehmen keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken. Einen Kaufpreis nannten weder Daimler-Chrysler noch KKR. Branchenkreise gehen von 1,5 Milliarden Euro aus. MTU hat unter anderem in Ludwigsfelde bei Berlin ein Werk, in dem etwa 520 Mitarbeiter beschäftigt sind. Der Standort soll ausgebaut werden.

Die Bundesregierung, die sich für eine nationale Lösung stark gemacht hatte, kritisierte den Verkauf an die Amerikaner. „Es ist schade, dass eines der größten Unternehmen in unserem Land sich nicht in der Lage sieht, ein Unternehmen der Spitzentechnologie wie MTU in eigener Verantwortung weiterzuführen“, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Ditmar Staffelt. Angesichts der umfänglichen Unterstützung durch den Staat gehe der Bund davon aus, dass KKR die MTU als Ganzes erhalte und einen späteren Börsengang ermögliche. Der SPD-Wehrexperte Rainer Arnold griff Daimler-Chrysler wegen des Verkaufs an. Mit der Entscheidung zeige das Unternehmen, dass es im Gegensatz zu französischen Firmen offensichtlich nicht bereit sei, seinen Beitrag zur Warnung nationaler Sicherheitsinteressen zu leisten, erklärte er. Dem Management fehle das „notwendige Verantwortungsbewusstsein“. Der Verkauf von MTU hat eine politische Dimension, weil die Regierung den Ausverkauf deutscher Rüstungsindustrie in die USA befürchtet. Berlin hat eine Novelle des Außenwirtschaftsgesetzes angekündigt, um sich künftig ein Vetorecht beim Verkauf von Rüstungsfirmen zu sichern.

Mit dem MTU-Verkauf kommt der Daimler-Konzern seinem Ziel näher, sich auf das Automobilgeschäft zu konzentrieren. Die in München ansässige MTU, die Ende der sechziger Jahre von Daimler-Benz und dem Maschinenbauer MAN gegründet worden war, ist hochprofitabel: 2002 setzte MTU mit seinen 8300 Mitarbeitern 2,2 Milliarden Euro um. Allerdings verbuchte MTU nach mehreren Rekordjahren einen Umsatzrückgang von elf Prozent wegen der Krise in der Luftfahrtindustrie. Zu den Aktivitäten gehören die Entwicklung, Herstellung und Instandhaltung von zivilen und militärischen Triebwerken für Flugzeuge und Hubschrauber. Dabei entfallen etwa 20 Prozent auf das Militärgeschäft. Zu den Kunden von MTU gehören Hersteller und Betreiber von Flugzeugen und Industriegasturbinen. Größter Einzelkunde ist die Bundeswehr.

Bei Daimler-Chrysler hieß es, seine Programme und Kooperationen, vor allem die Allianz mit dem US-Triebwerksbauer Pratt & Whitney, werde MTU unverändert fortsetzen. Neben Pratt & Whitney arbeitet MTU unter anderem mit General Electric und Rolls Royce zusammen. MTU erwartet von dem Eigentümerwechsel zunächst keine Auswirkungen. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich in nächster Zeit viel für uns ändern wird“, sagte ein MTU-Sprecher dem Tagesspiegel. Mit einer Konsolidierung in der europäischen Triebwerksbranche, in der unter anderem Volvo und die italienische Avio mit MTU konkurrieren, rechnen Experten schon länger.

In Deutschland hat KKR bereits Siemens Nixdorf, Bosch Telekom und mehrere zu Siemens gehörende Maschinenbau-Firmen gekauft.

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