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Teure Affäre. Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, sieht sich mit zahlreichen Klagen konfrontiert.

© dpa

US-Justizminister ermittelt: VW soll auch Banken betrogen haben

Wurden in den USA Kreditgeber bei der Finanzierung von manipulierten VW-Modellen geschädigt? Das US-Justizministerium weitet seine Ermittlungen aus. In Deutschland sammeln sich derweil immer mehr Kläger.

Volkswagen droht in den USA noch mehr Ärger: Das US-Justizministerium weite seine Ermittlungen aus und gehe nun auch dem Verdacht des Bankbetrugs nach, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Das „Wall Street Journal“ berichtete zudem unter Berufung auf Insider, in diesem Zusammenhang gehe es auch um mögliche Verstöße gegen Steuergesetze. Analysten rechnen nun mit zusätzlichen Strafzahlungen für VW. Volkswagen äußerte sich am Mittwoch dazu nicht. Ein Sprecher bekräftigte, man werde bei den Ermittlungen weiter mit allen zuständigen US-Behörden kooperieren. Die VW-Aktie rutschte zunächst um vier Prozent ab, erholte sich später aber wieder und lag zuletzt mit einem Prozent im Plus.

Das 1989 für Ermittlungen gegen große Geldhäuser konzipierte US-Gesetz gegen Bankbetrug erlaubt es, unter bestimmten Bedingungen einem Verdacht im Zeitraum der vergangenen zehn Jahre nachzugehen. Es wurde unter anderem in Fällen rund um Autokredit-Anbieter angewandt. Laut „Wall Street Journal“ ermittelt das US-Justizministerium, ob Kreditgeber bei der Finanzierung von Fahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten geschädigt wurden.

Die möglichen Strafen summieren sich auf 46 Milliarden Dollar

VW ist in den USA wegen Verstößen gegen Umweltgesetze bereits mit hohen Strafandrohungen konfrontiert. Es steht eine Strafe von bis zu 46 Milliarden Dollar im Raum. Experten schätzen allerdings, dass der Abgasskandal einschließlich Schadenersatzzahlungen VW am Ende gut 30 Milliarden Euro kosten könnte.

In den USA sind bereits mehr als 500 Sammelklagen eingegangen. Auch immer mehr Autobesitzer in Europa schließen sich offenbar einem geplanten Sammelverfahren gegen den Konzern an. Die Zahl sei seit Januar von rund 60 000 auf etwa 80 000 gestiegen, sagte Rechtsanwalt Julius Reiter, dessen Kanzlei die Klage gegen Volkswagen in Deutschland organisiert, die über eine niederländische Stiftung geführt wird. Die meisten Kläger seien österreichische Fahrzeugbesitzer. Reiter betonte: „Wir streben eine außergerichtliche Einigung mit VW an.“

Auch die Dekabank klagt

Nach der Allianz zieht nun auch die Dekabank gegen Volkswagen vor Gericht. Finanzkreisen zufolge beteiligt sich das Wertpapierhaus der Sparkassen an der selben Sammelklage wie die Allianz-Tochter Allianz Global Investors (AGI). Die Deka ist elftgrößter VW-Aktionär und hält einen Anteil von 0,6 Prozent. Damit bringen sich immer mehr Profi-Investoren in Deutschland gegen den Autobauer in Stellung. Sie werfen VW vor, über die weit verbreitete Manipulation zu spät informiert zu haben. Beim Landgericht Braunschweig liegen mehrere Klagen von Privatanlegern, die wegen des drastischen Kursverfalls der VW-Aktie Schadenersatz verlangen.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte war in den USA durch die Umweltbehörde EPA öffentlich gemacht worden. VW hatte daraufhin den Einsatz einer illegalen Software zugegeben, durch die Stickoxid-Werte von Dieselautos nur auf dem Prüfstand eingehalten werden. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Während VW in den USA noch mit den Behörden über die Reparatur oder den Austausch der Fahrzeuge verhandelt, ist der Rückruf in Europa bereits angelaufen. rtr

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