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Wirtschaft: US-Konjunktur: Amerikas Wirtschaft ist robuster als erwartet

Optimistischer als von vielen erwartet hat sich US-Notenbankchef Alan Greenspan am Dienstag in seinem Report zur US-Geldpolitik vor dem Bankenausschuss des US-Senats zum weiteren Verlauf der US-Konjunkturentwicklung geäußert. Demnach rechnet er für 2001 mit einem realen Wachstum der US-Wirtschaft von zwei bis 2,5 Prozent.

Optimistischer als von vielen erwartet hat sich US-Notenbankchef Alan Greenspan am Dienstag in seinem Report zur US-Geldpolitik vor dem Bankenausschuss des US-Senats zum weiteren Verlauf der US-Konjunkturentwicklung geäußert. Demnach rechnet er für 2001 mit einem realen Wachstum der US-Wirtschaft von zwei bis 2,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote soll auf 4,5 Prozent steigen, die Inflation zwischen 1,75 und 2,25 Prozent schwanken.

An den Devisenmärkten wurde die Zuversicht des US-Notenbankchefs mit höheren Dollarkursen quittiert. Der Euro, der tagsüber relativ stabil war, rutschte nach Bekanntwerden der Rede Greenspans stärker nach unten. Nachdem die Europäischen Zentralbank (EZB) den Referenzkurs am Mittag mit 0,9275 US-Dollar festlegte, kostete der Euro am Nachmittag knapp 92 Cent. Der Fed-Chef räumte zwar ein, dass es der US-amerikanischen Wirtschaft zurzeit eher schlecht gehe. Doch der weitläufig geäußerte Pessimismus sei nicht gerechtfertigt, erklärte er. Der erstaunliche Produktivitätsschwung, der vor vier Jahren eingesetzt habe, halte ungeachtet der derzeitigen wirtschaftlichen Stagnation an.

Unternehmer sind optimistisch

Der Einbruch in der Computerbranche habe alle überrascht und unter anderem bei Unternehmern zu Fehleinschätzungen geführt. Dennoch seien sie laut Umfragen überwiegend weiter optimistisch, was die langfristige Geschäftsentwicklung betreffe. Besonders der Einsatz neuer Technologien werde die Produktivität und die Gewinne erhöhen. Durch die neuen Technologien kämen wirtschaftliche Veränderungen viel schneller als früher, sagte Greenspan. Das sei überwiegend positiv, da sich Fehlentwicklungen auf diese Weise nicht lange hielten. Doch das berge gleichzeitig Gefahren. Die Unternehmen seien enger miteinander vernetzt, was die Geschwindigkeit noch erhöhe und Veränderungen für alle Beteiligten unabwendbar machten. Das lasse Unternehmer stärker von Risiken und Investitionen zurückschrecken, meinte der Notenbank-Chef.

Nach einem Wirtschaftswachstum von fünf Prozent im vergangenen Jahr rechnen zahlreiche Ökonomen mit einem Abrutschen der US-Wirtschaft in die Rezession. Wann eine Rezession drohe, sei nicht abzusehen, erklärte Greenspan. Nach der gebräuchlichen Definitionen von US-Ökonomen ist von einer Rezession die Rede, wenn die Wachstumsraten in mehreren aufeinanderfolgenden Quartalen stagnieren oder ins Negative abrutschen.

Der Fed-Chef erläuterte auch die Hintergründe, die zu den drastischen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbank im Januar geführt hatten. Das sich kontinuierlich verschlechternde wirtschaftliche Umfeld habe die Fed dazu veranlasst, in zwei "agressiven" Schritten die Zinsen von 6,5 Prozent auf 5,5 Prozent zu senken. Allerdings, so Greenspan, habe sich die Situation im Januar verbessert. Zumindest habe sich die Serie ökonomischer Negativmeldungen, wie sie gegen Ende des letzten Jahres an der Tagesordnung waren, nicht weiter fortgesetzt.

Weitere Zinssenkung bleibt möglich

Über eine weitere mögliche Zinssenkung äußerte sich Greenspan nicht direkt. Allerdings sagte er, dass sich die Notenbank der Gefahren einer weiteren Abschwächung durchaus bewusst sei. Indirekt machte er damit klar, dass die Notenbank auch zu weiteren geldpolitischen Maßnahmen bereit sei. Die nächste Sitzung der Fed zur weiteren Zinspolitik findet am 20. März statt.

Als möglicher Beleg für eine leichte Entspannung können die neuen, unerwartet guten US-Einzelhandelsdaten angesehen werden. Im Januar stiegen die Umsätze dank der Impulse aus der Autoindustrie, der Möbelbranche und aus dem Geschäft mit Baumaterial um 0,7 Prozent - das ist der stärkste Zuwachs seit vergangenen September. Der Konsum trägt zu zwei Drittel zum US-Wachstum bei.

Das unterm Strich schwierigere wirtschaftliche Umfeld lässt das Münchner Ifo-Institut unterdessen mit niedrigeren Wachstumsraten für Westeuropa rechnen. Insbesondere der Export werde leiden, hieß es am Dienstag. Das Statistische Bundesamt hatte zuvor mitgeilt, wie erfolgreich deutsche Exporteure 2000 waren. Die Exporte stiegen um 17 Prozent erstmals über eine Billion - auf 1168 Milliarden Mark. Der deutsche Einzelhandel verzeichnete die höchsten Umsätze seit der Wiedervereinigung.

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