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Wirtschaft: US-Konjunktur: US-Notenbank senkt Leitzins um 0,25 Prozent

Angesichts der schwachen Konjunktur hat die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen bereits zum sechsten Mal in diesem Jahr gesenkt. Der maßgabliche Zinssatz für Interbanken-Geschäfte wurde am Mittwoch von vier auf 3,75 Prozent gesenkt.

Angesichts der schwachen Konjunktur hat die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen bereits zum sechsten Mal in diesem Jahr gesenkt. Der maßgabliche Zinssatz für Interbanken-Geschäfte wurde am Mittwoch von vier auf 3,75 Prozent gesenkt. Zuletzt war dieser Zins im Mai von 4,5 auf vier Prozent reduziert worden. Die Notenbank begründete die erneute Zinssenkung damit, dass sinkende Investitionen, eine schwache Binnennachfrage und langsames Wachstum auf den ausländischen Märkten die US-Wirtschaft belasteten.

Der Offenmarktausschuss der Zentralbank Federal Reserve (Fed) senkte auch den Diskontsatz um 25 Basispunkte auf nunmehr 3,25 Prozent. Mit dem relativ moderaten Zinsschritt machen der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan und seine Kollegen deutlich, dass sie das Risiko einer Rezession für geringer einschätzen als noch vor einigen Wochen. An der Wall Street war vor der Entscheidung spekuliert worden, dass die Notenbanker eine aggressivere Zinssenkung um 50 Basispunkte vornehmen könnten.

Abnehmende Profitabilität und Investitionen von Unternehmen sowie ein schwaches Wachstum des Konsums und der Abschwung der Weltwirtschaft "belasten die Wirtschaft weiterhin", hieß es in einer Stellungnahme der Fed. Die damit einhergehende Entspannung auf den Arbeits- und Produktmärkten sollte die Inflation in Schach halten, argumentieren die Mitglieder des Offenmarktausschusses weiter. Damit stellen die Währungshüter klar, dass ihre Hauptsorge nach wie vor der schwachen Konjunktur und nicht etwa der Inflation gilt. Einige Beobachter hatten damit gerechnet, dass die Fed bei einem Zinsschritt von nur 25 Punkten einen Hinweis auf einen mögliche weitere Zinssenkung noch vor der nächsten Sitzung im August geben würde. Ein solches Anzeichen blieb jedoch aus.

"Das ist eine furchtbare Entscheidung", sagte Larry Kudlow, Chefökonom der Versicherung American Skandia. "Wenn man die Zinsschritte so hinauszögert, dann verlängert man auch die wirtschaftliche Abkühlung." Dana Johnson von Banc One Capital Markets interpretierte die Entscheidung mit den Worten: "Die Fed ist noch nicht bereit, ihren Zinssenkungszyklus zu beenden; damit lässt sie die Tür ziemlich weit offen für eine erneute Zinssenkung." Am Vortag der Zinsentscheidung waren überraschend positive Daten zur Entwicklung des Konsumentenvertrauens bekannt geworden. Beobachter gehen davon aus, dass diese Daten zu der aktuellen Entscheidung beigetragen haben. Die Analysten hatten mit einer Zinssenkung gerechnet, waren aber gespalten, was die Höhe der Fed-Intervention anbelangte.

Die Wall Street reagierte zunächst enttäuscht: Der Dow fiel sofort nach Bekanntgabe der Entscheidung, erholte sich jedoch bereits innerhalb weniger Minuten wieder. Wall-Street-Händler dürften die moderate Zinssenkung mit Wohlwollen aufgenommen haben. Sie hatten im Vorfeld der Entscheidung betont, dass sie auf ein Zeichen für eine Konjunkturerholung hoffen.

Seit Jahresanfang ist dies die sechste Zinssenkung in Folge. Da Zinsinterventionen sechs bis zehn Monate brauchen, um die Wirtschaftsleistung anzukurbeln, habe die Fed die Zinsen gestern nur moderat gesenkt, argumentieren einige Experten. Zudem erwarten Fachleute auch von den Steuer-Rückzahlungen, die amerikanische Haushalte im Spätsommer in Form von Schecks zugeschickt bekommen, eine Erholung der Konjunktur. Singles erhalten dabei bis zu 300 Dollar und Paare bis zu 600 Dollar an Rückzahlung. In einer ersten Reaktion senkten die Großbanken Bank of America und Bank One ihre "Prime Rate", einen wichtigen Eckzins, mit Wirkung vom Donnerstag von sieben auf 6,75 Prozent. Die meisten anderen US-Kreditinstitute dürften sich diesem Schritt rasch anschließen.

lou

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