zum Hauptinhalt

Wirtschaft: US-Politiker fürchten die Macht von Disney-Comcast Megafusion könnte die Vielfalt der Meinungen weiter verringern

(msh). Nach dem Fusionsangebot von Comcast an Disney regt sich in den USA politischer Widerstand gegen die mögliche Übernahme.

(msh). Nach dem Fusionsangebot von Comcast an Disney regt sich in den USA politischer Widerstand gegen die mögliche Übernahme. Während Branchenexperten die Fusion des größten USKabelbetreibers mit einem der wichtigsten Inhalteanbieter aus strategischer Sicht überwiegend als sinnvoll einschätzen, kündigten die Wettbewerbsbehörden eine intensive Prüfung des Deals an. „Ein Zusammenschluss dieser Größenordung wird selbstverständlich einer sehr genauen Untersuchung unterzogen“, sagte Michael Powell, Chef der US-Medienaufsicht FCC.

Finanzanalysten schätzen die Bedenken der Wettbewerbsbehörden und von Politikern als das größte Hindernis für die Übernahme ein. „Die Politik reagiert im Jahr der Präsidentschaftswahl sehr empfindlich“, sagt Takis Spiliopoulos, Technologieexperte beim Schweizer Bankhaus Vontobel. Hintergrund sind Bedenken, dass die zunehmende Konsolidierung der amerikanischen Medienbranche zu weniger Vielfalt und größerer Meinungsmacht führen könnte.

Mit der Übernahme der Disney Corporation, die mit den ABC-Sendern das größte Fernsehnetzwerk der USA betreibt, könnte Comcast die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion einer Nachricht bis zur Ausstrahlung beim Empfänger kontrollieren. „Wir sind gegen diese Fusion“, sagte der demokratische Abgeordnete Maurice Hinchey. Die FCC könne nicht zusehen, wie die Gleichschaltung der Meinungen in Fernsehsendern, Radiostationen und Zeitungen immer weiter voranschreite.

Negativbeispiel ist der multinationale Medienunternehmer Rupert Murdoch mit seiner News Corporation, deren TV-Stationen und Printmedien eine politisch sehr konservative Ausrichtung haben. Murdoch ist im vergangenen Jahr einen ähnlichen Weg wie jetzt Comcast gegangen. Um neue Absatzkanäle für seine Fox-Fernsehsender zu erschließen, kaufte er den Satellitenbetreiber DirecTV für 6,6 Milliarden Dollar.

Nach Ansicht von Branchenexperten macht die Zusammenführung von Vertriebsweg und Inhalt aus kommerzieller Sicht Sinn. „Mit den Filmen, Serien und Fernsehsendern von Disney im Gepäck kann Comcast seine Verhandlungsposition gegenüber anderen Inhalteanbietern erheblich verbessern“, sagt Spiliopoulos. Das Unternehmen verfüge über moderne Fernsehkabel, die schnelle Internetzugänge und interaktives Fernsehen ermöglichen.

Die Fusion von Comcast und Disney habe bessere Chancen als die Übernahme des Mediekonzerns Time Warner durch den Online-Dienst AOL vor drei Jahren, die als Flop gilt. „Dieser Merger kam einige Jahren zu früh und ist vor allem an kulturellen Unterschieden gescheitert“, sagt Jens Schott, Medienexperte bei der BHF Bank. Comcast habe in der Vergangenheit bewiesen, dass es knifflige Zusammenschlüsse mit größeren Partnern managen kann. Außerdem habe sich die Technik in den vergangenen Jahren extrem weiterentwickelt.

Analysten gehen davon aus, dass Comcast sein Übernahmeangebot noch einmal leicht aufstocken muss. „Der Aktienkurs von Disney zeigt, dass ein Aufschlag von 20 Prozent gerechtfertigt wäre“, sagt Schott. Comcast bietet den Aktionären einen Aufschlag von zehn Prozent auf den Schlusskurs vom Dienstag. Nach Bekanntgabe der Offerte war die Disney-Aktie dann um fast 16 Prozent in die Höhe geschossen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false