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Wirtschaft: USA verschrecken arabischen Investor

Konzern aus Dubai will amerikanische Häfen nicht mehr selber betrieben / Reaktion auf Terror-Angst

Berlin - In den USA ist wieder die vollständige Übernahme eines amerikanischen Unternehmens durch einen ausländischen Käufer geplatzt, weil die Politik massiv Front dagegen gemacht hat. Diesmal hat es das Logistik- und Hafenunternehmen DP World aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) getroffen. Am Donnerstagabend gab der Konzern bekannt, auf die Kontrolle von fünf amerikanischen Containerhäfen zu verzichten. Eine ganze Reihe von US-Politikern hatte zuvor protestiert, dass ausgerechnet ein arabisches Unternehmen die Häfen übernehmen würde und Sicherheitsbedenken geäußert. Der Betrieb der Anlagen solle nun – „wegen der engen Beziehung zwischen den VAE und den USA und um diese zu erhalten“ – vollständig auf ein amerikanisches Unternehmen übertragen werden, teilte DP-World-Chef Edward Bilkey mit.

Erst im Sommer 2005 hatte die chinesische Ölgesellschaft CNOOC auf Grund großer politischer Widerstände in den USA auf die Übernahme des amerikanischen Ölunternehmens Unocal verzichtet. Hier hatten Politiker zuvor dagegen argumentiert, es liege nicht im nationalen Interesse der USA, dass eine Firma mit großen Energiereserven in die Hand eines ausländischen Unternehmens gelangt – dabei liegen die meisten Ölvorkommen, über die Unocal verfügt, jenseits der US-Grenzen. Stattdessen wurde Unocal dann vom amerikanischen Konkurrenten Chevron übernommen.

DP World hat die Hafengesellschaften in New York, Miami, Newark, Baltimore, New Orleans und Philadelphia durch die Übernahme der britischen Hafen- und Fährgesellschaft P & O gekauft. Die Dubaier Logistikfirma, die international einen guten Ruf besitzt, investiert rund 6,9 Milliarden Dollar (etwa 5,7 Milliarden Euro) in die Übernahme. Betroffen sind Hafenanlagen, Fähren und Anteile in 18 Ländern. Nach Unternehmensangaben machen die US-Aktivitäten an dem Gesamtgeschäft einen nur geringen Anteil von etwa zehn Prozent aus. Schon heute betreibt DP World nicht nur den Heimathafen Dubai. Die Gesellschaft ist unter anderem auch in Asien, Australien, Venezuela und Deutschland aktiv.

Doch sobald die Pläne in den USA bekannt wurden, regte sich vor allem bei den oppositionellen Demokraten, aber auch bei den Republikanern in den USA der Widerstand. Hier wirken die Anschläge vom 11. September 2001 nach. Die Politiker äußerten Sorgen, gerade Häfen, über die potenziell auch Waffen für Terroristen in das Land gelangen könnten, in die Hand einer ausländischen – und zudem arabischen – Firma zu legen.

Dabei sind die VAE ein enger Verbündeter der USA im Persischen Golf und unterstützen auch den Kampf gegen den Terrorismus. Kaum eine Rolle spielte in der Debatte auch der Einwand, dass DP World allein für den Betrieb der Häfen verantwortlich sein würde, die Sicherheitskontrollen aber weiterhin durch die US-Behörden ausgeführt würden. Außerdem hatte US-Präsident George W. Bush erst im Januar einen hohen DP-World- Manager in einen Top-Posten der US-Verwaltung des Seeverkehrs berufen – ohne auf politischen Widerstand zu stoßen. Am vergangenen Mittwoch votierte der Haushaltsausschuss des US-Repräsentantenhauses mit 62 Stimmen – bei lediglich zwei Gegenstimmen – für eine Gesetzesänderung, um die Übernahme der P & O-Hafenanlagen durch DP World zu verhindern. Bush kündigte umgehend an, gegen ein Gesetz ein Veto einlegen und den Kauf doch noch ermöglichen zu wollen. Es war aber bezweifelt worden, ob der Präsident seine harte Linie durchhalten kann, weil die Zustimmung zu seiner Politik stark gesunken ist. Sie erreichte vergangene Woche den niedrigsten Wert seit seinem Dienstantritt. In der kommenden Woche könnte auch schon vom Repräsentantenhaus der Gesetzentwurf beraten werden.

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