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Wirtschaft: Vattenfall macht eine Expansionspause Energiekonzern will mehr Ertrag und weniger Schulden

Berlin (fo). Der Energiekonzern Vattenfall Europe will nach den turbulenten Fusionsjahren erst einmal eine Pause einlegen.

Berlin (fo). Der Energiekonzern Vattenfall Europe will nach den turbulenten Fusionsjahren erst einmal eine Pause einlegen. „2003 ist das Jahr der Konsolidierung“, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Rauscher am Mittwoch in Berlin. Rauscher stellte die erste gemeinsame Bilanz der vier fusionierten Energieunternehmen Bewag, HEW, Veag und Laubag vor. Jetzt soll erst einmal die Ertragskraft gesteigert und der Schuldenberg abgebaut werden.

Der Zusammenschluss zu Deutschlands drittgrößtem Stromversorger mit einem Gesamtumsatz von 8,9 Milliarden Euro und knapp 20 000 Beschäftigten ist allerdings noch nicht ganz perfekt. Mehrere Kleinaktionäre blockieren per Anfechtungsklagen den letzten Schritt, die Verschmelzung von Vattenfall Europe und Bewag. Rauscher sieht die Klagen jedoch gelassen, weil sie für das Tagesgeschäft „kein allzu großes Hindernis sind“. Die Blockade sei allerdings kein Anlass, Vattenfall Europe von der Börse zu nehmen und den etwa zehn Prozent freien Aktionären ein Abfindungsangebot zu machen. Die Aktionäre sollen 37 Cent Dividende für das Geschäftsjahr 2002 bekommen. Dem schwedischen Mutterkonzern Vattenfall fließen damit gut 200 Millionen Euro zu. Der gesamte Jahresüberschuss beträgt 610 Millionen Euro, 305 Millionen werden zur Stärkung der Gewinnrücklagen gebucht. Vergleiche mit Vorjahreszahlen sind kaum möglich, weil der Integrationsprozess der vier Unternehmen gerade erst abgeschlossen wird.

Vattenfall Europe mit Sitz in Berlin will nach Angaben des Vorstands in den kommenden Jahren wieder auf Wachstumskurs gehen. In Deutschland, so Rauscher, sei das aber fast nur durch Übernahmen möglich. Der Kauf von Anteilen des ostdeutschen Gasversorgers VNG und des Oldenburger Regionalversorgers EWE, die durch die Fusion von Eon und Ruhrgas frei werden, sei für Vattenfall nicht mehr interessant, sagte Rauscher. Es stünden nur die 27 Prozent EWEAktien von Eon zum Verkauf. „Eine unternehmerische Führung ist damit auf absehbare Zeit nicht erreichbar.“ Zudem werde für beide Beteiligungen ein zu hoher Preis verlangt. Zugleich betonte Rauscher, dass sich Vattenfall nicht von der Berliner Gasag trennen wolle. An diesem Unternehmen sind auch Eon und der französische Staatskonzern Gaz de France beteiligt.

Wachsen will die schwedische Vattenfall-Gruppe dagegen durch Zukäufe in Skandinavien und in Zentraleuropa. Trotz des Verzichts auf die VNG bleibe der Gasmarkt für den Stromkonzern weiter interessant, sagte Rauscher. Mit dem Gasag-Partner Gaz des France gebe es derzeit jedoch keine Gespräche über eine Kooperation.

Der Stromkonzern will sich nach Angaben des Vorstands jetzt darauf konzentrieren, die Ertragskraft zu verbessern. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen soll auf 570 Millionen Euro – nach 517 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2002 – gesteigert werden. Das Management hatte zu Beginn der Fusion angekündigt, bis 2005 rund 550 Millionen Euro vor allem bei den Personalkosten einzusparen. Die Hälfte davon ist nach Angaben Rauschers geschafft. Am Ende des Konzernumbaus wird Vattenfall Europe rund 18 000 Mitarbeiter beschäftigen, etwa 5000 weniger als beim Start. Mit dem Land Berlin sind 4350 Arbeitsplätze in der Stadt vereinbart worden. Darüber hinaus will der Energiekonzern seine Bankschulden von derzeit 1,7 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren um knapp eine Milliarde Euro reduzieren. Weitere 1,8 Milliarden Euro Verbindlichkeiten hat der Konzern bei Tochterfirmen. Dahinter verbergen sich vor allem Gelder der früheren HEW. Der Hamburger Stromversorger war mit 2,5 Milliarden Euro Rückstellungen für die Entsorgung seiner Kernkraftwerke in die Fusion gegangen. Diese Mittel sind jetzt zum Kauf der anderen Firmen (Bewag, Veag, Laubag) genutzt worden. Die HEW hat praktisch für die schwedische Mutter alle Beteiligungen in Deutschland gekauft.

Von seinem Billig-Stromhändler Best Energy will sich Vattenfall offenbar trennen. „Best Energy steht auf dem Prüfstand. Wir werden keine Gesellschaft auf Dauer alimentieren“, sagte Vertriebs- Vorstand Hans-Jürgen Cramer. Auch der Karlsruher Konkurrent EnBW setzt seiner Tochter Yello eine Frist bis 2005. Bis zu diesem Zeitpunkt muss der größte deutsche Billigstromanbieter in den schwarzen Zahlen sein, hieß es am Mittwoch in Düsseldorf.

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