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Vattenfall: Rekordergebnis trotz Pannenserie

Vattenfall konnte den Gewinn auf 1,7 Milliarden Euro steigern - trotz des zeitweisen Stillstandes der Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel sowie der Millionenzahlungen an ehemalige Vorstandschefs.

Der Berliner Energiekonzern Vattenfall Europe hat im vergangenen Jahr trotz diverser Schwierigkeiten einen Rekordgewinn erzielt. Die Tochter des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall teilte am Dienstag mit, der Gewinn sei um 302 Millionen Euro auf 1,7 Milliarden Euro gestiegen. "Dies war in Anbetracht des Stillstands der Kernkraftwerke und der Wirkungen der Regulierung keineswegs selbstverständlich", ließ sich Tuomo Hatakka, der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe AG, in einer Mitteilung zitieren.

Zu den widrigen Umständen gehörte die Neubesetzung des Vorstands. Nachdem der langjährige Chef Klaus Rauscher im Sommer wegen der Pannen in den Vattenfall-Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel zurückgetreten war, rückte Vertriebsvorstand Hans-Jürgen Cramer nach. Der wiederum wurde vom Chef der schwedischen Mutter, Lars Göran Josefsson, bereits nach wenigen Monaten abgesetzt und durch den bisherigen Chef der polnischen Vattenfall, den Finnen Tuomo Hatakka, ersetzt.

Kompliziertes Tarifsystem verärgerte die Kunden

Wie Vattenfall im nun veröffentlichten Geschäftsbericht für 2007 schreibt, werden Rauscher bis Oktober 2011 die Bezüge weitergezahlt; von 2008 bis 2011 sind das insgesamt 4,792 Millionen Euro. Cramer, der zum 30. Juni ausschied, bekommt eine Abfindung von 1,845 Millionen Euro sowie zusätzlich 410.000 Euro dafür, dass er binnen eines Jahres nicht bei einem Wettbewerber von Vattenfall anheuert.

Neben den Turbulenzen an der Vorstandsspitze und rund um die Kernkraftwerke belastete vor allem die unglückliche Preiserhöhung Mitte vergangenen Jahres. Neben der Verteuerung des Stroms um durchschnittlich 6,5 Prozent ärgerte viele Kunden ein neues, kompliziertes Tarifsystem. In der Folge suchten sich rund 250.000 Vattenfall-Kunden einen neuen Stromlieferanten. Nach Angaben des Unternehmens fiel der Marktanteil dadurch in den Heimatmärkten Berlin und Hamburg um jeweils fünf Prozent auf 79 Prozent (Berlin) und 84 Prozent (Hamburg). Hatakka zufolge ist die Kundenabwanderung inzwischen gestoppt. Für 2008 hat Vattenfall eine Erhöhung der Strompreise ausgeschlossen.

Gewinn vor allem aus der Stromerzeugung

Das Jahresergebnis von 1,7 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern verdankt sich vor allem dem Konzernbereich Stromerzeugung, der höhere Preise vor allem am Großhandelsmarkt durchsetzen konnte. Die von der Bundesnetzagentur angeordnete Reduzierung der Netzentgelte drückte das Ergebnis dagegen um 120 Millionen Euro.

Mit dem Rekordgewinn im Rücken will Hatakka "das anstehende Investitionsprogramm in Deutschland von sechs Milliarden Euro bis 2012" angehen. Dabei geht es vor allem um neue Kraftwerke und den Ausbau des Netzes. In den Ausbau erneuerbarer Energien will Vattenfall 1,6 Milliarden Euro stecken. Politisch umstritten sind nach wie vor die geplanten Kohlekraftwerke in Hamburg-Moorburg und Berlin. Allein für Moorburg veranschlagt der Konzern eine Investitionssumme von zwei Milliarden Euro. Nach der Bildung eines schwarz-grünen Senats in der Hansestadt hat sich indes der Widerstand gegen das Kraftwerk verstärkt. Der Fall wird wohl vor Gericht entschieden. Am Standort Schwarze Pumpe in der Lausitz baut Vattenfall derzeit eine Pilotanlage zur Abscheidung von CO2 in einem Braunkohlekraftwerk. Anfang September geht die 70 Millionen Euro teure Anlage in Betrieb. Als nächster Schritt soll in Jänschwalde ein Demonstrationskraftwerk für eine Milliarde Euro gebaut werden. Die CO2-Abscheidung gilt als notwendige Voraussetzung für die zukünftige Verstromung von Kohle.

Zusammen mit den Geschäftszahlen 2007 teilte Vattenfall personelle Änderungen mit. Ex-BDI-Präsident Michael Rogowski und der Deutsche-Bank-Manager Tessen von Hydebreck wurden in den Aufsichtsrat gewählt.

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