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Vattenfall rundet Strompreis auf: Tarife in Berlin steigen überdurchschnittlich

Hunderttausende Berliner und Hamburger Vattenfall-Kunden werden an diesem Sonnabend eine schlechte Nachricht in ihren Briefkästen vorfinden: Der Energieversorger kündigt zum Jahreswechsel eine saftige Preiserhöhung an.

Berlin - Um 9,9 Prozent wird die Stromrechnung eines Berliner Durchschnittshaushaltes mit 2200 Kilowattstunden Jahresverbrauch ab Januar steigen. Die jährliche Stromrechnung wächst dadurch laut Vattenfall von 516 auf 567 Euro.

Haushalte, die mehr verbrauchen, trifft die Erhöhung noch härter, weil die verbrauchsabhängigen Kosten noch stärker steigen. Beim Grundversorgungstarif „Berlin Basis“ wird die Kilowattstunde 11,5 Prozent teurer – von 20,23 auf 22,56 Cent. Beim relativ günstigen Online-Tarif „Berlin Easy“ verteuert sich der Verbrauch sogar um 12,1 Prozent. Die Grundpreise bleiben konstant.

Auch auf Firmen kommen zweistellige Zuschläge zu: Elf Prozent Mehrkosten gibt Vattenfall für einen „typischen Berliner Gewerbekunden“ mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch an.

Werner Süß, Geschäftsführer der Vattenfall-Verkaufssparte, begründete die Preiserhöhung am Freitag vor allem mit dem „dramatischen Anstieg der Kosten durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG). Das Gesetz sichert den Erzeugern von Ökostrom langjährige Garantiepreise, die von allen Stromkunden mitbezahlt werden müssen. Allerdings steigt die staatliche Umlage zum Jahreswechsel nur um 1,65 Cent pro Kilowattstunde. Dass Vattenfall die Preise gleich um 2,33 Cent erhöht, erklärte Süß mit einer zwischenzeitlich fällig gewordenen EEG- Nachzahlung, weil vor der Kürzung der Förderung Ende 2009 unerwartet viele Solarstromanlagen ans Netz gegangen seien. Laut dem Energiewirtschaftsverband BDEW fließen 2011 etwa 47 Prozent der EEG-Förderung in Solaranlagen.

Berlins Verbraucherschutzsenatorin Katrin Lompscher (Linke) bezeichnete die Preiserhöhung von Vattenfall als „nicht angemessen“, zumal die Bürger im nächsten Jahr mit weiteren Mehrausgaben, etwa für die Krankenkassenbeiträge, belastet würden. Lompscher empfahl, einen Anbieterwechsel zu prüfen und vor allem auf Ökostrom-Angebote zu achten. Auch die Berliner Grünen empfehlen den Wechsel zu konzernunabhängigen Öko-Anbietern. Grüne und Umweltverbände unterstützen seit langem die Kampagne „Atomausstieg selber machen“.

Nach Auskunft des Vergleichsportals Check 24 haben bundesweit bereits 267 Anbieter höhere Grundversorgungstarife zum Dezember oder Januar angekündigt. Das Mittel liege bei sieben, die Spitze bei 14 Prozent Zuschlag.

Vattenfall-Manager Süß gab sich optimistisch, dass der Konzern seinen Marktanteil von jeweils gut 75 Prozent bei den Berliner Privat- und Gewerbekunden halten kann. Zugleich signalisierte er die Notwendigkeit weiterer Erhöhungen in den Folgejahren: Die Garantieförderung bestehender Ökostrom-Anlagen laufe 20 Jahre, und immer neue gingen ans Netz. Deshalb „kann es eigentlich nicht billiger werden“. Stefan Jacobs

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