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Abschalten. Wer einfach mal den Stecker zieht, spart Geld. Billiger wird’s auch, wenn man sich einen günstigen Tarif sucht.

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Vattenfall setzt die Preise hoch: Ein Ausweg: die Kündigung

Zum 1. April erhöht Vattenfall die Preise. Wer dem entgehen will, hat nur eine Möglichkeit: Er muss kündigen. Das bringt aber auch Probleme mit sich.

Noch bis vor kurzem konnten sich Vattenfall-Kunden glücklich schätzen. Während zum Jahreswechsel überall in der Republik Versorger den Verbrauchern Preiserhöhungsbriefe ins Haus schickten, hielten die Berliner still. Und das, obwohl die EEG-Umlage, mit der die Ökostromförderung unterstützt wird, zum 1. Januar von 5,27 auf 6,24 Cent geklettert war. Doch nun zeigt sich: Die Freude war nur von kurzer Dauer. Ab dem 1. April steigen auch bei Vattenfall und 26 anderen Versorgern die Preise. „Hier wurde teilweise auf Zeit gespielt“, heißt es beim Internet-Stromvergleichsportal Verivox. „Preiserhöhungen sind für Verbraucher ein deutliches Signal, sich nach einem günstigen Stromanbieter umzusehen“, weiß Verivox-Geschäftsführer Jan Lengerke. „Daher haben die Versorger ein großes Interesse daran, diese möglichst unbemerkt über die Bühne zu bekommen.“ Im Fall von Vattenfall scheint die Rechnung aufzugehen. Man habe bisher nur eine „sehr moderate“ Anzahl von Kündigungen verzeichnet, berichtet Sprecherin Julia Klausch.

Vattenfall-Strom wird 1,34 Euro teurer

Das könnte aber auch daran liegen, dass die Preiserhöhungen vergleichsweise bescheiden ausfallen. Für einen – nach Daten Vattenfalls – typischen Berliner Haushalt, der im Jahr 2200 Kilowattstunden Strom verbraucht, verteuere sich der Strom um gerade einmal 2,36 Prozent oder 1,34 Euro, heißt es bei Vattenfall.

Betroffen sind zwei Arten von Kunden: diejenigen, die in der Grundversorgung beliefert werden – also alle, die noch niemals ihren Stromtarif gewechselt haben –, und Kunden mit Sondertarifen, die ihren Vertrag vor dem 13. April vergangenen Jahres abgeschlossen haben. Seit dem 14. April 2013 bietet Vattenfall Sondertarife mit einer eingeschränkten Preisgarantie für zwölf oder 24 Monate an („Easy12“, „Easy24“). „Diese Verträge sind von der Preiserhöhung nicht betroffen“, versichert Klausch.

Ein Ausweg: Die Kündigung

Wer die Preiserhöhung abwenden will, kann kündigen. Ratsam ist das nach Meinung von Jürgen Schröder, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, auf jeden Fall für die Verbraucher, die in der teuren Grundversorgung stecken. Hier lohnt sich der Wechsel immer – selbst wenn man bei Vattenfall bleibt und dort einen günstigeren Stromtarif wählt. Gerade einmal zwei Wochen beträgt die Kündigungsfrist in der Grundversorgung, kündigen kann man auch mitten im Monat. Allerdings ist es ratsam, sich zunächst für einen neuen Tarif oder einen neuen Anbieter zu entscheiden und diesen dann mit den Wechselformalitäten zu beauftragen. „Wenn alles glatt läuft, kann der Wechsel schon innerhalb von zwei Wochen klappen“, berichtet Energieexpertin Isabel Wendorff vom Internetvergleichsportal Check24, „er kann aber auch bis zu sechs Wochen dauern“.

Wer das Sonderkündigungsrecht nutzen will, muss sich beeilen.

Abschalten. Wer einfach mal den Stecker zieht, spart Geld. Billiger wird’s auch, wenn man sich einen günstigen Tarif sucht.
Abschalten. Wer einfach mal den Stecker zieht, spart Geld. Billiger wird’s auch, wenn man sich einen günstigen Tarif sucht.

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Anders sieht es aus, wenn man bereits einen Sondertarif bei Vattenfall hat. Auch in diesen Fällen kann man kündigen, bei Preiserhöhungen haben Sondervertragskunden ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht. Zwar ist unter Juristen umstritten, ob das auch dann gilt, wenn steigende Steuern oder Abgaben die Preise in die Höhe treiben – für Vattenfall-Kunden ist diese Diskussion jedoch nicht wichtig. „Alle Bestandskunden haben ein Sonderkündigungsrecht“, versichert Unternehmenssprecherin Julia Klausch.

Das Problem: Um das gesetzliche Sonderkündigungsrecht zu nutzen, muss die Kündigung bis zum 31. März bei Vattenfall eingegangen sein (Einschreiben/Rückschein). Sich jetzt noch einen neuen Anbieter zu suchen und den mit dem Wechsel zu beauftragen, dürfte daher zeitlich nicht mehr klappen. „Kündigen Sie selbst“, rät daher Verbraucherjurist Schröder. Angst davor, anschließend im Dunkeln zu sitzen, muss niemand haben. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, vorübergehend in der Grundversorgung zu landen und während dieser Zeit einen höheren Preis für seinen Strom zu zahlen. Allerdings ist das nicht der einzige finanzielle Nachteil, der wechselwilligen Kunden droht: Auch Boni, die nach einjähriger Treue mit der Jahresabrechnung verrechnet worden wären, gehen Verbrauchern, die Vattenfall vorzeitig den Rücken kehren, verloren.

Was dran ist

Dennoch kann es sich lohnen zu wechseln, wie unsere Tabelle zeigt. Sie enthält bewusst keine Discount-Tarife mit Vorauskasse, Kautionen, Strompaketen oder übermäßig hohen Bonuszahlungen. „Von solchen Angeboten sollten Verbraucher die Finger lassen“, warnt Schröder. Trotzdem lässt sich auch hier Geld sparen. Im Vergleich zum Grundversorgungstarif von Vattenfall (Berlin Basis Privatstrom) sind es bei Singles knapp 130 Euro im Jahr, bei Familien gut 260 Euro.

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