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Wirtschaft: Vattenfall verdient in Deutschland nicht mehr so gut

Die gesunkene Kundenzahl und Probleme mit Kraftwerken belasten die Erträge des Energiekonzerns

Stockholm - Das war kein erfreulicher Tag für Vattenfall-Chef Lars Josefsson. Vor dem Gebäude der Hauptversammlung des Energiekonzerns im Stockholmer Stadtzentrum demonstrierten am Dienstag schwedische und deutsche Grüne gegen die Kohlekraftwerke des staatlichen schwedischen Unternehmens in Deutschland. Drinnen gab der Vattenfall-Chef bekannt, dass der Betriebsgewinn der mit Polen zusammengelegten deutschen Tochter Vattenfall Europe im ersten Quartal um 26,1 Prozent auf 4,8 Milliarden Kronen (513 Millionen Euro) eingebrochen ist.

Dabei ging der Gewinn trotz höherer Strompreise zwischen Januar und März zurück. Der deutsche Markt weist damit das erste Mal seit Jahren rückläufige Gewinne auf. Josefsson begründete den Verlust teils mit den Pannen im vergangenen Jahr und den weiterhin stillstehenden deutschen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel. Diese hätten den Konzern in den vergangenen drei Monaten rund 150 Millionen Euro gekostet. Es sei zudem weiter „völlig offen“ wann die geschlossenen Kraftwerke ihren Betrieb wieder aufnehmen dürften, sagte er.

Auch Probleme im Kohlekraftwerk Jänschwalde hätten zu einer reduzierten Stromproduktion für den deutschen Markt geführt. Weitere Gründe seien die CO2-Luftverschmutzungsrechte, welche für 110 Millionen Euro eingekauft werden mussten, seitdem sie nicht mehr wie zuvor, vom deutschen Staat verschenkt werden. Auch die Konkurrenzsituation sei härter geworden, beklagte Josefsson.

Dennoch habe sich das laufende Geschäft mit einer Gesamtumsatzsteigerung von 20 Prozent dank höherer Strompreise und vergrößerter Produktion positiv entwickelt, sagte der Konzernchef. Unter Einschluss von Polen, das erstmals mit Deutschland gemeinsam als „Geschäftsgruppe Zentraleuropa“ in der Bilanz aufgeführt wurde, stieg der Umsatz um 13,1 Prozent auf 38,5 Milliarden Kronen. Wegen eines starken Geschäfts in Nordeuropa sank der Gewinn insgesamt nur um 0,2 Prozent auf 11,4 Millionen Kronen. Der Nettoertrag verminderte sich um 0,7 Prozent auf 7,2 Milliarden Kronen.

Konzernchef Josefsson kündigte auch an, dass er beim Streit um das Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg hartnäckig bleiben werde. „Sehr konsequent“ werde er auf der Einhaltung der bereits abgeschlossenen Verträge bestehen, sagte er und drohte mit einer umfangreichen gerichtlichen Auseinandersetzung, für die man bei Vattenfall „sehr gut gerüstet“ sei. Schließlich habe man dort schon 1,3 Milliarden Euro investiert.

Der massive Imageverlust, den Vattenfall im vergangenen Jahr erlitt und der zu massiven Einbrüchen auf dem Privatkundenmarkt führte, sei inzwischen überstanden. „Die Kundenflucht des letzten Jahres ist gestoppt“, sagte Josefsson.

Bereits einen Tag vor der Veröffentlichung der Zwischenbilanz in Stockholm hatte der Konzern mitgeteilt, den in Berlin ansässigen Vorstand für Deutschland und Polen (Vattenfall Europe) von sechs auf drei Mitglieder zu verkleinern. Künftig werden dem Gremium neben Vorstandschef Tuomo Hattaka noch der bisherige Finanzvorstand Hans-Jürgen Meyer und Arbeitsdirektor Alfred Geißler angehören. André Anwar

André Anwar

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