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Wirtschaft: Verbraucher machen Monsantos grüne Revolution zum Flop - In Europa und den USA wächst der Widerstand gegen Gen-Food

Die Warnung war eindeutig. Mitte September verfasste das Büro der Deutschen Bank in New York ein Papier, das die Branche in Aufruhr versetzte.

Die Warnung war eindeutig. Mitte September verfasste das Büro der Deutschen Bank in New York ein Papier, das die Branche in Aufruhr versetzte. "Die Gen-Getreide, die einst die Aktienkurse beflügelten", schrieben die Analysten, "werden mittlerweile zur Kaste der Unberührbaren gerechnet." Eine überraschende Einschätzung, gilt doch die Gentechnik-Branche als das wirtschaftliche Zugpferd des nächsten Jahrhunderts.

Denn ähnlich wie die Erfindung des Verbrennungsmotors oder des Mikroprozessors ist das Wissen um die Erbinformation und deren Möglichkeit zur Manipulation der Schlüssel zum Aufbau einer volkswirtschaftlichen Leitindustrie. Drei Wachstumsfelder zeichnen sich ab: Der rote Sektor entwickelt Diagnostika und Medikamente für die Medizin, der graue Sektor Analysen und Verfahren für die Umwelttechnik. Wirtschaftlich am weitesten ist jedoch der grüne Bereich, in dem Nutzpflanzen wie Mais und Soja widerstandsfähiger und ertragreicher gemacht werden. Doch die Boom-Branche, die Mitte der Neunziger Jahre von Unternehmen wie Du Pont, der fusionierten Novartis und vor allem Monsanto angestoßen wurde, steckt mittlerweile in einer tiefen Krise. Von den rund 300 US-Biotech-Firmen, die an den amerikanischen Aktienmärkten notiert sind, machten im vergangenen Jahr gerade einmal ein Dutzend Gewinne.

"Die Botschaft von Herstellern, Einzelhandel, Verarbeitern und Regierungen lautet: Wir sind für gentechnisch veränderte Pflanzen noch nicht bereit", urteilt die Deutsche Bank. Denn vor allem in Europa werden Produkte, die im Verdacht stehen, gentechnisch veränderte Zutaten zu enthalten, konsequent boykottiert. So entwickelte sich in Großbritannien zu Beginn des Jahres eine wahre Hysterie, die alle britischen Supermarktketten dazu zwang, gentechnisch veränderte Produkte aus den Regalen zu räumen. Altenheime, Schulen und Kantinen wurden von den Behörden aufgefordert, Gen-Food vom Speiseplan zu streichen. Die britische Regierung diskutierte gar ein Gesetz, wonach Kellner verpflichtet werden sollten, Auskunft über gentechnisch veränderte Zutaten auf der Speisekarte zu geben. Auch in Deutschland ist der Versuch gentechnisch veränderte Lebensmittel an den Verbraucher zu bringen, gefloppt. Nachdem Rewe, Edeka, die Metro und zuletzt auch Aldi ihren Verzicht auf genmanipulierte Proukte erklärten, gilt Deutschland als "Gen-freie" Zone. Auch in den Vereinigten Staaten wachsen die Proteste: Die mächtige Rockefeller-Stiftung hat der Anti-Gentechnologie-Bewegung jüngst ihre Unterstützung gegen die Hersteller von genmanipuliertem Saatgut angeboten.

Monsanto, den weltweit führenden Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut, trifft diese Entwicklung am härtesten. Denn die großen Getreidehändler wie Archer Daniels Midland verlangen mittlerweile natürlich gezüchtete Ernten - Farmer, die Monsanto-Sorten anbauen, bleiben auf ihren Ernten sitzen. Für die Agrarsparte von Monsanto ist das eine Katastrophe: Jede Dritte Mais- und jede Dritte Sojapflanze in den Vereinigten Staaten stammt aus den Laboren von St.Louis.

fas

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