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Wirtschaft: Verbraucher werden immer vorsichtiger

Konsumklima sinkt zum dritten Mal in Folge/Aussicht auf höhere Mehrwertsteuer und teures Benzin verunsichern die Bürger

Berlin - Trotz der Aussicht auf Neuwahlen trübt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher weiter ein. Der Konsumklima-Index für den Juli sank von 4,3 auf 3,5 Punkte, teilte die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Dienstag mit. Das war das dritte Minus in Folge. Wirtschaftsforscher und Handel machten dafür die Rekord-Ölpreise und die Diskussion um eine höhere Mehrwertsteuer verantwortlich.

„Von einer Trendwende bei der Verbraucherstimmung ist noch nichts zu spüren“, stellte die GfK fest. Das Konsumklima, für das 2000 Bürger befragt werden, setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Zwar verbesserten sich die Konjunktur- und die Einkommenserwartungen der Befragten leicht – beide Werte lagen aber auf niedrigem Niveau. Zudem ging die Neigung zum Kauf langlebiger Güter zurück, und zwar um 4,5 auf minus 25,8 Punkte. Die GfK machte dafür vor allem die Lage auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich: Jeder dritte Erwerbstätige im Westen und jeder zweite im Osten sehe seinen Job bedroht. Auch herrsche Unsicherheit wegen der nahen Neuwahl.

In der Wirtschaft hatte sich dagegen die Stimmung in den vergangenen Wochen leicht aufgehellt. Die Konjunkturerwartungen des ZEW-Instituts in Mannheim hatten sich ebenso verbessert wie das Ifo-Geschäftsklima, das die Stimmung der Unternehmen misst.

Experten erwarten nicht, dass die Verbraucher in naher Zukunft zuversichtlicher werden. So dürfte sich das Benzin, das derzeit mehr als 1,20 Euro pro Liter Superkraftstoff kostet, kaum verbilligen. Auch an anderer Stelle wird es teurer. „Zum 1. Juli steigt die Belastung der Beschäftigten erneut wegen der Umfinanzierung beim Zahnersatz“, sagte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. „Das wird für eine Verschlechterung des Klimas sorgen und muss erst einmal kompensiert werden.“ Auch Rolf Schneider, Leiter Volkswirtschaft bei der Dresdner Bank, glaubt nicht an besser gelaunte Verbraucher – wegen des Wahlkampfes und der Diskussion um eine höhere Mehrwertsteuer. „Solange keine Beschlüsse auf dem Tisch liegen, wird die Verunsicherung anhalten“, sagte er. Die Politik dürfe nicht nur über die zukünftigen Risiken und Belastungen reden, sondern müsse auch die Chancen benennen. Auch Uwe Angenendt, Chefökonom der BHF-Bank, kritisierte die Steuer-Debatte: „Der Wahlkampf ist eine Belastung. Die Parteien müssen deutlich machen, dass eine höhere Mehrwertsteuer nicht allein zum Stopfen von Etatlöchern genutzt wird.“

Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), bezeichnete die Steuerdiskussion als „nicht zuträglich“ für den Konsum. Durch die Steuerdebatte verschenke die Politik die Chance, bei den Menschen Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Dennoch hält der HDE an seiner Prognose eines Umsatzrückgangs von 0,75 Prozent fest. „Besser wird es auf keinen Fall werden“, sagte Pellengahr. 2004 war der Umsatz der Branche bereits um 1,6 Prozent auf 365 Milliarden Euro geschrumpft.

Die Verbraucher in den USA zeigten sich dagegen bestens gelaunt. Der Index des Instituts Conference Board stieg auf 105,8 Punkte, den höchsten Stand seit drei Jahren. Zuvor hatten sich Einkommen und Arbeitsmarktlage verbessert.

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