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© dpa

Verdacht auf Insiderhandel: Freenet-Chef muss vor Gericht

Durch den illegalen Verkauf von Aktien soll Freenet-Chef Spoerr den Kurs des Firmenpapiers manipuliert haben. Mitangeklagt ist der Finanzvorstand des Unternehmens. Bei einer Verurteilung drohen den Beschuldigten bis zu fünf Jahren Haft.

Wenige Tage nach der mit Müh und Not überstandenen Hauptversammlung droht Freenet-Chef Eckhard Spoerr neues Ungemach. Der 40-Jährige muss sich wegen des Verdachts auf Insiderhandel vor Gericht verantworten. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hamburg ließ die Anklage der Staatsanwaltschaft in vollem Umfang zur Hauptverhandlung zu, wie eine Sprecherin des Gerichts mitteilte. Das Hauptverfahren sei eröffnet. Die Sprecherin bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times Deutschland".

Zusammen mit Spoerr ist Freenet-Finanzvorstand Axel Krieger angeklagt. Eine Sprecherin des Telekommunikationsunternehmen wies die Anschuldigungen gegen die beiden Manager zurück: "Die Vorwürfe sind unbegründet, und wir werden uns dagegen verteidigen." Insiderhandel wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet. Die Frage, ob die Anklage für Spoerr ein Grund zum Rücktritt sei, ließ die Freenet-Sprecherin am Dienstag unbeantwortet. Die mündliche Verhandlung wird nach Angaben des Gerichts vermutlich erst im kommenden Jahr beginnen. Hintergrund sind den Angaben zufolge Terminschwierigkeiten des Verteidigers von Finanzvorstand Krieger.

130.000 Aktien verkauft

Spoerr und Krieger wird ein Verstoß gegen das Wertpapierhandelsgesetz vorgeworfen. Danach ist es verboten, mit Insiderwissen Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen. Die Vorwürfe beziehen sich auf Auffälligkeiten im Handel mit Freenet-Anteilen vor Veröffentlichung der Freenet-Halbjahreszahlen am 9. August 2004. Wenig später hatte die Finanzaufsicht Bafin eine Untersuchung eingeleitet, die im Frühjahr 2006 zu einer Anzeige durch Bafin führte.

Vor Veröffentlichung der Halbjahreszahlen hatten Spoerr und Krieger insgesamt 130.000 Aktien der Freenet-Tochter Mobilcom verkauft und damit den Kurs nach Angaben von Händlern massiv unter Druck gesetzt. Spoerr hatte den Verkauf anschließend verteidigt. "Die Anteilscheine stammten aus einem Aktienoptions-Programm", sagte der Manager. Der Verkauf sei regulär verlaufen. Die beiden Beschuldigten sollen mit dem Verkauf nach frühreren Angaben des "Manager Magazins" jeweils rund eine Million Euro erlöst haben. Mit der Eröffnung des Hauptverfahrens stellt das Hamburger Gericht nun fest, dass es die beiden Angeschuldigten für hinreichend verdächtig hält.

Spoerr verdient mehr als Obermann

Erst am vergangenen Freitag war Spoerr dem Sturz als Vorstandschef entgangen. Ein Antrag der Großaktionäre United Internet und Drillisch wurde mit 64 Prozent nur relativ knapp von den 1500 Aktionären abgelehnt. Die beiden Spoerr-Gegner kontrollieren knapp 26 Prozent von Freenet. Sie wollten den Telefonanbieter kaufen und in eine Handy- und Festnetz-Sparte zerlegen. Um dies zu verhindern, hatte Spoerr den Mobilfunkanbieter Debitel gekauft, was von den beiden Konkurrenten scharf kritisiert wurde.

In Unternehmens- und Aktionärskreisen wird nicht ausgeschlossen, dass Spoerr nach den jüngsten Turbulenzen und einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal seinen Posten als Chef des Telekomunternehmens mit Sitz in Büdelsdorf (Schleswig-Holstein) in den kommenden Monaten räumen könnte. Für Kritik hatte bei der Hauptversammlung auch das 4,4 Millionen Euro hohe Gehalt von Spoerr gesorgt - der Manager verdient damit mehr als zum Beispiel Telekom-Chef René Obermann. (sf/dpa)

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