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Fall für den Staatsanwalt. Der Münchner SdK-Sitz wurde schon durchsucht.

© dpa

Verdacht der Kursmanipulation: Anlegerschützer wehren sich

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wehrt sich gegen den Vorwurf, amtierende Vorstandsmitglieder der Aktionärsvertretung könnten in kriminelle Börsengeschäfte involviert sein.

Nachdem die Staatsanwaltschaft München in der vergangenen Woche auch Geschäftsräume der SdK durchsucht und Unterlagen sichergestellt hatte, waren drei Verdächtige in Untersuchungshaft genommen worden – darunter der ehemalige SdK-Sprecher Markus Straub. Spekuliert wird, dass auch der SdK-Vorsitzende Klaus Schneider und ein weiterer prominenter SdK-Vertreter von der Justiz als Beschuldigte geführt werden. Der Verdacht: Kursmanipulation und Millionengewinne.

„Aus dem Vorstand der SdK ist niemand betroffen“, versicherte Sprecher Jens Labryga am Dienstag dem Tagesspiegel. Schneider selbst wollte sich nicht äußern: „Zu laufenden Verfahren sage ich nichts.“ Im SdK-Vorstand werden die Ermittlungen mit großer Nervosität verfolgt: „Der Imageschaden ist immens“, hieß es. Der Fall Straub sei für die Aktionärslobby „sehr peinlich“.

Die Staatsanwaltschaft untersucht seit mehr als zwei Jahren auch, welche Rolle SdK-Chef Schneider bei möglichen Kursmanipulationen mit Aktien des Bezahldienstleisters Wirecard im Jahr 2008 gespielt hat. Schneiders ehemaliger Kollege Straub, der die SdK 2008 verließ, soll öffentlich Bilanztricks bei Wirecard angeprangert und zugleich erfolgreich auf den fallenden Kurs der Aktie spekuliert haben. Auch Schneider hatte auf der Hauptversammlung des Unternehmens dessen Bilanz als fragwürdig kritisiert. Daraufhin war der Wirecard-Aktienkurs um 25 Prozent eingebrochen. Bereits 2008 war die SdK deshalb Ziel einer Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft. Auch die Finanzaufsicht Bafin ist in die Ermittlungen involviert. Nach Tagesspiegel-Informationen besaß Schneider jedoch nie Wirecard-Aktien oder -Zertifikate. Nach Darstellung der Anlegervertreter fanden die jüngsten Durchsuchungen der SdK-Zentrale auch nur statt, weil die Justiz inzwischen gegen 31 Geschäftsleute, Journalisten und Vermögensverwalter ermittelt. Der Kreis der Verdächtigen sei deutlich gewachsen, neue Erkenntnisse über Schneiders Rolle gebe es aber nicht. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte lediglich die Zahl der Beschuldigten und Festgenommenen. Insgesamt seien vor einer Woche 48 Unternehmens- und Privaträume durchsucht worden. „Es gilt generell: Jeder Beschuldigte kann im Laufe der Ermittlungen auch zu einem Zeugen werden“, sagte der Sprecher.

In Untersuchungshaft soll auch der Ex- SdK-Vertreter Tobias Bosler sitzen, der den Anlegerverein schon 2002 verließ. Gemeinsam mit Straub und anderen soll der Herausgeber des „Börsendienstes“ Fehlinformationen über 20 Firmen verbreitet haben – neben Wirecard war davon ebenfalls das Solarunternehmen Conergy betroffen. Auch die Bilanzen von dem Flugzeugmotorenhersteller Thielert hatte die SdK öffentlich als falsch kritisiert – mit Erfolg. „Die Bilanzen für 2003, 2004 und 2005 wurden gerichtlich für nichtig erklärt“, so SdK-Sprecher Labryga. Das Unternehmen sei inzwischen insolvent. Mit illegalen Spekulationen auf wertlose Aktien (Pennystocks) habe die SdK nichts zu tun. „Vor diesen Geschäften warnen wir seit mehr als zehn Jahren.“

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