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Wirtschaft: Verdi bereitet Streik bei Telekom vor

Keine Annäherung in Auseinandersetzung über Lohnkürzungen

Berlin - Die Verhandlungen der Deutschen Telekom mit Verdi stehen möglicherweise kurz vor dem Scheitern. Konzern und Gewerkschaft streiten über die Bedingungen, zu denen die mehr als 50 000 Mitarbeiter künftig arbeiten sollen, die die Telekom ab 1. Juli in neuen Servicegesellschaften beschäftigen will. Während Telekom-Verhandlungsführer Karl-Gerhard Eick zu Beginn der fünften Verhandlungsrunde im rheinland-pfälzischen Mayschoß betonte, „wir sind nach wie vor kompromissbereit“, werteten Gewerkschaftsvertreter den Stand der Verhandlungen gänzlich anders. „Es ist kein Fortschritt erkennbar“, sagte Verdi-Funktionär Ado Wilhelm. Die Gewerkschaft werde daher mit den konkreten Maßnahmen für Streiks beginnen. Am späten Dienstagabend wurden die Verhandlungen unterbrochen und auf den heutigen Mittewoch vertagt.

Aus Verhandlungskreisen erfuhr der Tagesspiegel am Nachmittag, dass die Telekom ein leicht verändertes Angebot vorgelegt hat, wonach die Wochenarbeitszeit lediglich von 34 auf 38 Stunden in der Woche angehoben würde. Auf ein zusätzliches Budget von 100 Arbeitsstunden für arbeitsintensive Zeiten würde verzichtet. Der Konzern sei auch bereit, Überstundenkonten einzurichten.

Die Telekom möchte die 50 000 Mitarbeiter künftig in neuen Gesellschaften beschäftigen, wo sie länger arbeiten und dabei weniger verdienen sollen. 9200 Beschäftigte hat der Konzern nach eigenen Angaben derzeit in Berlin. 3170 wären von der Ausgliederung betroffen, also jeder Dritte. In Brandenburg ist sogar jeder Zweite der 3350 Mitarbeiter betroffen.

Mit der neuen Struktur hofft die Telekom zum einen, den Service verbessern zu können, gleichzeitig will sie ihre Kosten senken. Zunächst hatte die Telekom angeboten, in den neuen Gesellschaften nach einer Übergangsfrist von 30 Monaten zwölf Prozent niedrigere Gehälter zu zahlen, die Arbeitszeit von 34 auf 38 Stunden in der Woche anzuheben und zudem 100 Stunden flexible Arbeitsleistung pro Jahr und Mitarbeiter für Auftragsspitzen zu reservieren. Als Ausgleich wollte die Telekom den Ende 2008 auslaufenden Kündigungsschutz bis 2010 verlängern. „Wir haben ein klares Signal gegeben, dass wir zu weiteren Verhandlungen bereit sind“, sagte ein Telekom-Sprecher.

So könne etwa über einen Kündigungsverzicht auch nach 2010 gesprochen werden, über die Höhe der Gehaltsreduktion und über die Ausstattung des geplanten Härtefallfonds. „Wir wollen Verdi die Tür öffnen, so dass wir hier mit einem Ergebnis rausgehen.“ Doch Verdi sieht keine Öffnung. „Das sind Variationen zum immer gleichen Thema“, konterte ein Gewerkschaftssprecher. Verdi will einen Tarifvertrag zum Schutz vor den Folgen der Auslagerung abschließen und dabei die Konditionen der Beschäftigten sichern. „Wir können nicht erkennen, dass die Telekom verhandeln will.“ Die Gehaltskürzung sei das, „was die Leute auf die Palme bringt“, sagte der Verdi-Sprecher. Das gelte umso mehr, weil die Aktionäre eine unveränderte Dividende erhalten sollen. Verdi fühlt sich für einen Streik gerüstet: „Der Organisationsgrad bei der Telekom ist hoch, er liegt bei 70 Prozent.“

Die Telekom hatte ihrerseits klargestellt, dass sie auch ohne eine Einigung mit Verdi an ihren Plänen festhalten wird. Da die Ausgliederung bereits zum 1. Juli erfolgen soll, hat die Telekom eine Frist bis Ende April gesetzt. Sollte es dann keine Einigung geben, droht der Telekom eine langwierige Auseinandersetzung mit Verdi. An der Börse gehörte die T-Aktie am Dienstag jedoch zu den Gewinnern im Dax. Sie legte leicht auf 13,25 Euro zu.

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