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Wirtschaft: Verdi droht Telekom mit langen Streiks

Eine Einigung ist nicht in Sicht. Der Konzern bietet Mitarbeiterbeteiligungen an

Berlin - Im Arbeitskampf bei der Deutschen Telekom droht die Gewerkschaft Verdi mit einem monatelangen Streik. „Wir halten uns offen, noch mal draufzulegen“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Lothar Schröder am Mittwoch in Berlin. Die Telekom müsse den Beschäftigten entgegenkommen. „Es gibt gegenwärtig keine Bewegung“, sagte Schröder. Man warte weiter auf neue Signale der Telekom, doch die zeige sich stur. Personalvorstand Thomas Sattelberger erneuerte jedoch das Angebot, Mitarbeiter künftig am Gewinn des Unternehmens zu beteiligen. Verdi reagierte ablehnend.

Bei bundesweiten Solidaritätsaktionen am Mittwoch erwartete Verdi 50 000 Teilnehmer. Mehr als 15 000 Mitarbeiter der Telekom streikten an 75 Standorten. Die Beschäftigten wehren sich gegen den geplanten Übergang von 50 000 Jobs in Servicegesellschaften. Dort sollen die Mitarbeiter für neun Prozent weniger Geld vier Stunden in der Woche länger arbeiten. Verdi fürchtet, dass dabei Standorte wegfallen.

Nach den jetzigen Planungen sollen die Callcenter größer werden, von den bisher 60 Standorten könnten dabei nur 20 übrig bleiben. „Der Konflikt wird weitergeführt“, sagte Schröder. Von ausgeweiteten Streiks könnten dann auch die Kunden stärker betroffen sein, als bisher. Bis zu 22 000 Beschäftigte könnten in den Ausstand gerufen werden, sagte Streikleiter Ado Wilhelm.

Als Kompromiss hat die Telekom eine Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter ins Spiel gebracht. Verdi lehnt den derzeitigen Vorschlag ab, zeigt sich in dem Punkt jedoch gesprächsbereit. Die Grundlagen der Gewinnbeteiligung müssten mit den Mitarbeitern gemeinsam vereinbart werden, hieß es. „Doch bisher soll nur das Unternehmensrisiko auf die Beschäftigten abgewälzt werden“, sagte Wilhelm.

Die Telekom hält an ihrem Vorhaben fest. „Mit unserem Vorschlag für eine Chancen- und Risikogemeinschaft haben wir einen weiteren, großen Schritt auf Verdi zugemacht. Darüber lohnt es sich zu sprechen“, sagte Personalvorstand Sattelberger auf Anfrage. Eine Arbeitsgruppe der Telekom erarbeite derzeit Details für einen Sondertarifvertrag aus. Grundidee sei, bei guten Geschäften einen Sonderbonus zur Kompensation von Entgeltabsenkungen zu zahlen – ein System mit Kennziffern, „das in guten Zeiten gleiches Entgelt erlaubt oder sogar mehr“. Schon jetzt ist das Gehalt von vielen Telekom-Mitarbeitern zum Teil variabel, die von der Auslagerung betroffenen Beschäftigten bekommen dagegen bislang überwiegend Fixgehälter.

Verdi forderte den Bund auf, die Telekom-Mitarbeiter zu unterstützen. „Es geht nicht, dass sich der wichtigste Anteilseigner aus der Verantwortung heraushält“, sagte Wilhelm.

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