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Wirtschaft: Verdi greift Arbeitsumstände bei Forsa an

Berlin - Die Beschäftigten sitzen schlecht, müssen mit alten und schmutzigen Kopfhörern arbeiten, verdingen sich wie Selbstständige und bekommen dafür sieben Euro die Stunde. So beschreibt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Arbeitsbedingungen bei dem Meinungs- und Marktforschungsinstitut Forsa.

Berlin - Die Beschäftigten sitzen schlecht, müssen mit alten und schmutzigen Kopfhörern arbeiten, verdingen sich wie Selbstständige und bekommen dafür sieben Euro die Stunde. So beschreibt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Arbeitsbedingungen bei dem Meinungs- und Marktforschungsinstitut Forsa. Am Freitag wollte die Gewerkschaft gegen das „Negativmodell der dunklen Seite moderner Arbeitsbeziehungen“ protestieren. Doch der Demo kam das Institut zuvor: Wegen Netzwerkreparaturen war kein Dienst möglich, die Beschäftigten blieben zu Hause und Verdi musste die Aktion abblasen. Susanne Stumpenhusen, Verdi-Chefin von Berlin-Brandenburg, warf dem Unternehmen „kalte Aussperrung“ vor. Bei Forsa selbst war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten.

Forsa hat in Berlin und Dortmund nach eigenen Angaben über 60 feste Mitarbeiter und beschäftigt je nach Bedarf mehrere hundert Interviewer. Nach Angaben von Verdi sind das Studenten, Rentner oder Hartz-IV-Aufstocker. Damit diese Personen als Selbstständige gelten, müssen sie gewissermaßen Miete zahlen: Verdi zufolge beträgt der Stundenlohn in der Regel acht Euro; davon muss ein Euro „für die Einmietung an Computer und Telefon“ abgegeben werden. Das Institut spare durch diese Konstruktion bezahlten Urlaub, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und einen Betriebsrat.

Als weiteres Beispiel für die unerfreulichen Arbeitsbedingungen nennt Verdi den Umgang mit Toilettenzeiten. „Wenn die Beschäftigten die Toilette aufsuchen, müssen sie sich ausloggen, damit diese Zeit nicht als Arbeitszeit berechnet wird“, schreibt Verdi in einer Mitteilung.

Die Gewerkschaft hat kürzlich ein Treffen mit einem Dutzend Forsa-Beschäftigter organisiert und bemüht sich seit längerem um ein Gespräch mit Forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner. Nach Angaben von Verdi hat Stumpenhusen – erfolglos – mehrere Termine angeboten und schließlich Güllner gebeten, selbst ein Datum vorzuschlagen. Da sich auch dann nichts tat, habe man sich zu der kleinen Protestkundgebung am Freitag vor der Forsa-Zentrale in Berlin-Mitte entschlossen, wie Verdi-Mitarbeiter André Pollmann sagte. Das Institut habe dann am Vorabend die Netzwerkreparaturen angekündigt. alf

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