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Wirtschaft: Vereinsfußball droht die Schuldenkrise

Jeder zweite Spitzenklub wirtschaftet auf Pump

Köln/Düsseldorf - Kurz vor dem Finale in der Champions League mehren sich die Warnungen vor einer Schuldenkrise im europäischen Fußball. Jeder zweite europäische Erstligist kämpft nach Angaben des europäischen Fußball-Verbands Uefa inzwischen mit den roten Zahlen. „Viele Klubs im europäischen Ausland hängen am Tropf von Finanzhaien, Oligarchen und Sponsoren“, sagte Philipp Geiss, Sportdirektor bei Pro Sieben Sat 1, dem „Handelsblatt“. „Das ist eine Gefahr.“

Vor allem in England hat die Verschuldung der Profiklubs enorme Dimensionen erreicht. Nettoschulden von fast vier Milliarden Euro drücken nach einer Studie des Fußballverbands Uefa auf die Bilanzen der englischen Erstligisten. Damit vereint die Premier League 56 Prozent aller Schulden im europäischen Fußball auf sich. Allein Manchester United stöhnt über eine Schuldenlast von fast 800 Millionen Euro.

Die Gründe sind hausgemacht. Zum einen sind die Klubs – wie viele Staaten auch – zum Spekulationsobjekt von Investoren geworden. Dabei haben die Käufer für die Übernahme Kredite aufgenommen und sie danach auf die Vereine übertragen. Zum anderen folgen etliche Klubs, speziell aus Spanien, Italien und England, dem Prinzip Griechenland: Auf Pump finanzieren sie teure Stars in der Hoffnung, einen Titelgewinn zu erzielen. Ein Sieg in der Champions League sichert einem Klub ungefähr 100 Millionen Euro an Einnahmen. Der Gang zum Sportplatz gleicht dem Gang ins Kasino. Das Beispiel Spanien: „Real Madrid versucht das Glück auf Pump. Die speisen den erhofften Gewinn schon in die Kalkulation für die nächste Saison ein“, sagt Hartmut Zastrow, Vorstand der Sponsoringberatung Sport+Markt.

Die Uefa will jetzt Druck machen. Unter dem Begriff „Financial Fair Play“ will Verbandschef Michel Platini Lizenzierungsregeln in Europa verankern, um die Finanzlage der Klubs stärker zu prüfen. Ab 2015 sollen dem Plan zufolge Vereine nur noch dann zu europäischen Wettbewerben zugelassen werden, wenn sie über drei Jahre nachgewiesen haben, dass sie nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen. Auch Limits für Spielergehälter und Transfersummen sind im Gespräch.

Von den Finanziers der Champions League wie beispielsweise dem Bezahlsender Sky erhält die Uefa Applaus. „Wir begrüßen alle Bemühungen der Uefa, die dazu dienen, die wirtschaftliche Stabilität der Klubs zu gewährleisten“, sagte Sky-Sportvorstand Carsten Schmidt dem „Handelsblatt“. Für den FC Chelsea, der Verbindlichkeiten von 763 Millionen Euro hat, könnte die Lage jetzt kritisch werden. Macht Platini Ernst, wäre Chelsea ab 2015 raus aus dem Spiel. HB

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