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Wirtschaft: Verfahren gegen Forgeard Ex-EADS-Chef

beteuert seine Unschuld

Paris – Beim europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS droht eine Führungskrise. Grund sind die neuesten Entwicklungen der seit zwei Jahren schwelenden Affäre um Insidergeschäfte. Nachdem zwei Pariser Richter in der Nacht zum Freitag gegen den früheren Ko-Präsidenten des Konzerns, Noël Forgeard, ein förmliches Untersuchungsverfahren einleiteten, müssen nun auch andere zum Teil noch tätige EADS-Führungskräfte mit der Eröffnung richterlicher Ermittlungen rechnen, wie am Freitag aus informierten Kreisen der französischen Hauptstadt bekannt wurde.

Dies könnte für den Konzern ernste Schwierigkeiten zur Folge haben, da solche Ermittlungsverfahren gewöhnlich mit der Auflage an die Betroffenen verbunden sind, jeden Kontakt miteinander zu vermeiden. Nach einem von der französischen Börsenaufsicht AMF der Justiz im April überstellten Bericht über ihre eigenen Untersuchungen stehen außer Forgeard noch 16 weitere amtierende oder ehemalige EADS-Manager im Verdacht, mit Insiderwissen Aktien verkauft zu haben, unter ihnen der derzeitige Chef der Flugzeugsparte Airbus, der Deutsche Thomas Enders.

Der 61-jährige Forgeard war am Mittwoch in Polizeigewahrsam genommen und stundenlang vernommen worden. In der Nacht zum Freitag wurde er zwei Richtern der auf Finanzdelikte spezialisierten Abteilung des Pariser Gerichts vorgeführt. Angesichts „schwerer und übereinstimmender Indizien“ ordneten sie die Eröffnung der richterlichen Untersuchungen wegen Verdachts des Insiderhandels gegen ihn an, ließen aber den Vorwurf der Täuschung der Finanzmärkte fallen. Gegen Zahlung einer Kaution von einer Million Euro und unter Auflagen setzten sie ihn auf freien Fuß.

Forgeard soll nach dem AMF-Bericht bereits am 3. November 2005 Kenntnis von internen Dokumenten über Schwierigkeiten bei der Lieferung des Airbus A 380 gehabt haben, die später bei Bekanntwerden den Aktienkurs des Unternehmens beeinflusst haben. Er hatte dann am 17. November 2005 und am 9. und 15. März 2006 insgesamt 360 000 EADS-Aktien verkauft und damit einen Gewinn von 4,3 Millionen Euro erzielt. Nach der Bekanntgabe der Lieferverzögerungen im Juni 2006 stürzte der EADS-Kurs um 27 Prozent ab.

Forgeard, der seit 2005 an der Spitze des Konzerns stand und davor sieben Jahr lang Airbus-Chef war, musste damals seinen Hut nehmen. Er bestritt, von den durch die Lieferverzögerungen bedingten finanziellen Schwierigkeiten gewusst zu haben und beteuerte auch gegenüber den beiden Richtern seine Unschuld, wie sein Anwalt Jean-Alain Michel mitteilte. Ein Ermittlungsverfahren bedeute noch lange keine Anklage, sagte Michel. Es bestehe weiterhin die Unschuldsvermutung. Auf Insiderhandel stehen in Frankreich bis zu zwei Jahre Gefängnis und Geldbußen bis zum Zehnfachen des erzielten Gewinns, für Forgeard könnten also bis zu 43 Millionen Euro zusammenkommen. hhb

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