zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Verkauf der Wasserbetriebe schürt Angst vor Rationalisierungen

BERLIN (mhm/HB).Der Teilverkauf der Berliner Wasserbetriebe stößt in der Branche auf höchstes Interesse.

BERLIN (mhm/HB).Der Teilverkauf der Berliner Wasserbetriebe stößt in der Branche auf höchstes Interesse.Es gehe immerhin um "eine Schlüsselprivatisierung im europäischen Wassergeschäft für die nächsten Jahre", sagt etwa Brian Duckworth, Vorstandsmitglied des britischen Wasserkonzerns Severn Trent.Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) sind mit zuletzt 2 Mrd.DM Umsatz der größte städtische Wasserversorger in Europa.Die Hauptstadt will 49,9 Prozent davon veräußern.

Zu den noch 6 von zuletzt 17 weltweiten Interessenten gehören die beiden französischen Wasserkonzerne Vivendi (mit RWE Umwelt) und Suez Lyonnaise des Eaux (mit Thyssen-Krupp).Neben Severn Trent stehen auch die Veba-Tochter PreussenElektra und der Berliner Versorger Bewag auf der Liste.Der französische Versorger Saur ist mit von der Partie, ebenso der US-Energiekonzern Enron über seine Tochter Azurix.

Angesichts des starken Interesses dürften die Chancen für Berlins Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing nicht schlecht stehen, 2 Mrd.DM für das 49,9-prozentige-Paket zu vereinnahmen, heißt es in Branchenkreisen.Vor allem den französischen Bietern werden gute Chancen nachgesagt, andererseits sind sie bei der BWB-Belegschaft nicht sehr beliebt.

Das Land sieht zwei Modelle für die Privatisierung vor.In beiden Fällen behält es eine Mehrheit von 50,1 Prozent an der BWB Anstalt öffentlichen Rechts und garantiert so die Gewährträgerhaftung.Die Steuerung der Anstalt mit ihrem Wasser- und Abwassergeschäft soll in die Hände einer BWB-Holding übergehen, an der die Investoren über eine BWB Beteiligungs AG 49,9 Prozent erwerben.Der Rest bleibt beim Land.Möglich ist der Verkauf der 49,9 Prozent der BWB an die Investoren oder ein Börsengang von 50,1 Prozent der Beteiligungs AG, dem die meisten Bieter eher skeptisch gegenüberstehen.

Skepsis bis Widerspruch wird auch aus den Reihen der 6200 BWB-Beschäftigten und der ÖTV laut.Sie befürchten einen späteren Komplettverkauf, Stellenabbau - auch wenn betriebsbedingte Kündigungen bis 2006 ausgeschlossen sind - und Preiserhöhungen.Begründet werden die Sorgen mit den hohen Gewinnerwartungen des Landes, die im Umkehrschluß ein gewaltiges Rationalisierungspotential bei den BWB erahnen lassen: Nach dem im Parlament eingebrachten Artikelgesetz wird eine Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals von zunächst 9,1 Prozent vorgesehen.Nach einer überschlägigen Rechnung müßten die BWB dann bei einem betriebsnotwendigen Kapital von knapp 4 Mrd.DM für 1999 mehr als 350 Mill.DM Verzinsung erwirtschaften, wozu weitere Abgaben von rund 150 Mill.DM an das Land kämen.Für 1998 wird bei der BWB aber nur ein Jahresüberschuß von 175 Mill.DM erwartet.

Zur Startseite