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Gernot Lobenberg.

© promo

Verkehrsexperte Lobenberg: "Wir müssen die Standards setzen"

Was die Berliner Agentur für Elektromobilität plant.

Herr Lobenberg, wird Berlin in Zukunft mit der Elektromobilität eine Renaissance als Industriestadt gelingen?

Der Senat, die Unternehmen und die Forschung haben sich auf ein gemeinsames Aktionsprogramm verständigt, das klar macht: Nirgendwo in Deutschland lässt sich besser zeigen, was Elektromobilität ist und in Zukunft sein wird. Rauchende Schlote und große Fabriken sind aber Vergangenheit. Industrie und Dienstleistungen werden miteinander verschmelzen, so wie die elektrische Mobilität der Zukunft ein integriertes System sein wird. Hier werden die Arbeitsplätze entstehen.

Unbestritten hat Berlin Standortvorteile bei Forschung und Entwicklung sowie als Testfeld und Praxislabor. Gibt es auch Vorteile bei der industriellen Wertschöpfung?

Das eine hängt mit dem anderen eng zusammen. Die Stärken der Stadt sind eine Einladung an die Wirtschaft, sich noch stärker in Berlin zu engagieren, zu kooperieren, zu produzieren. Berlin ist außerdem eine attraktive Stadt, die Talente aus der ganzen Welt anlockt. Das ist für eine Branche, der in Zukunft Fachkräfte fehlen werden, ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil. Talent wird künftig der wichtigste Faktor für innovative Unternehmen sein, das wir in Berlin heute und in Zukunft ausbilden und nach Berlin holen werden. Dieser Engpass wird in der Elektromobilität wahrscheinlich erst in zehn Jahren richtig zu spüren sein. Als Talentschmiede kann Berlin spätestens dann seine Stärken ausspielen.

Allein die wichtigste Branche - die Autoindustrie – ist in Berlin kaum vertreten.

Auch das muss kein Nachteil sein. Berlin wird – anders als München, Stuttgart oder Wolfsburg – nicht mit einem einzelnen Automobilhersteller in Verbindung gebracht. Die Stadt ist neutrales Pflaster und bietet allen Automobilherstellern und -zulieferern gleichermaßen eine Plattform.

Sie glauben, dass in Zukunft auch Batterien und Elektroautos in Berlin produziert werden?

Schon heute sind Daimler, BMW, Continental und andere als produzierende Industrie in Berlin tätig, nicht zuletzt im Bereich Elektromobilität. Wir wollen zusätzlich möglichst viel Wertschöpfung und damit Beschäftigung hierher holen. Berlin hat genug Platz – in Tegel, in Marzahn, an anderen Standorten, natürlich auch im Brandenburger Umland. Aber man muss schon realistisch sein. Es wäre schön, wenn ein Investor eine Batteriefabrik in Berlin baut, und wir bemühen uns sehr darum. Aber das tun viele andere auch.

Muss auch die Bundesregierung hier mehr Standortmarketing für die Bundeshauptstadt betreiben?

Genau aus diesem Grund wollen wir das internationale Schaufenster für Deutschland sein. Damit der Welt vermittelt werden kann, dass Deutschland und der Standort Berlin Kompetenz und einen Führungsanspruch beim Thema Elektromobilität haben. Wir müssen die industriellen Standards setzen.

Das Interview führte Henrik Mortsiefer

Gernot Lobenberg (46) leitet seit Januar die Berliner Agentur für Elektromobilität (Emo). Der Volkswirt und Verkehrsexperte war vorher Vorsitzender der Logistik-Initiative Hamburg.

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