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Berlin soll in Zukunft nicht in einem Verkehrskollaps enden.

© dpa

Verkehrsplanung: Berlin macht mobil

Senat, Unternehmen, Verbände und Forscher machen sich Gedanken über die Mobilität in Berlin in der Zukunft. So soll ein Verkehrschaos vermieden werden.

Berlin ist die Hauptstadt des Verkehrs – das kann jeder erleben, der morgens und abends im Stau steht, an einer der zahlreichen Baustellen. Damit die Metropole künftig nicht im Verkehrschaos untergeht, machen sich Senat, Unternehmen, Verbände und Forscher Gedanken über die Mobilität der Zukunft. Verkehr und Mobilität sind vor allem für den Wirtschaftsstandort lebenswichtig.

„40 Prozent aller in den Berliner Kompetenzfeldern erzielten Umsätze und mehr als ein Drittel der Beschäftigten entfallen auf diesen Bereich“, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) am Donnerstag. In einer Vorschau auf die vierte Berliner Wirtschaftskonferenz am 4. November im Roten Rathaus machte Wolf deutlich, dass „Mobilität made in Berlin“, so der Konferenztitel, ein Wachstumsmotor der Stadt ist.

7 000 Unternehmen zählt die Branche in der Hauptstadtregion und 104 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die zuletzt einen Umsatz von 15,4 Milliarden Euro erwirtschafteten. Das sind 7,4 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Region – 2002 waren es erst 5,2 Prozent. Allein im zentralen Kompetenzfeld Verkehrssystemtechnik sind 54 000 Menschen bei produzierenden Firmen beschäftigt (siehe Grafik). In keiner anderen deutschen Metropole wächst der Sektor so dynamisch. Wobei klassische Automobilstandorte wie München oder Stuttgart in absoluten Zahlen ein Vielfaches der Berliner Umsätze erwirtschaften.

Gleichwohl rechnet sich Berlin gute Chancen aus, bei den großen Zukunftsfragen ganz vorne dabei zu sein: Elektroantriebe, Verkehrstelematik, Forschung und Entwicklung. Laut Wolf will sich die Stadt zum Beispiel als Standort für einen der Großversuche für Elektroautos bewerben, der von der Nationalen Plattform Elektromobilität geplant wird.

„Wir haben keine großen Autohersteller, aber wir haben eine solide mittelständische Struktur“, sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg. Neben Bombardier, Siemens, der Bahn, Daimler, BMW oder Air Berlin gebe es zahlreiche innovative Betriebe, deren Wertschöpfung verglichen mit anderen Sektoren überdurchschnittlich sei. Liege die Wertschöpfung eines industriellen Arbeitsplatzes im Schnitt bei 145 000 Euro pro Jahr, würden in der Verkehrsbranche rund 180 000 Euro erwirtschaftet. „Von diesen Arbeitsplätzen brauchen wir mehr“, sagte Amsinck.

Berlin müsse deshalb attraktiv bleiben für Fachkräfte, warnte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK. „Wir brauchen die klugen Köpfe.“ Gerade Mittelständler fürchten um ihren Nachwuchs, weil viele Leistungsträger vor der Rente stehen. Dass die jungen Fachkräfte besser bezahlt werden müssen, ist bei den Verbänden umstritten. „Wir dürfen die Firmen nicht überfordern“, sagte Amsinck. Das sehen die Gewerkschaften naturgemäß anders: „Die durchschnittlichen Gehälter liegen in Berlin immer noch unter dem Westniveau“, sagte Dieter Pienkny, Sprecher des DGB Berlin-Brandenburg. „Man darf sich da nichts in die Tasche lügen – Berlin hat hier ein Imageproblem.“

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