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Elefantenrennen auf der "eHighway"-Teststrecke von Siemens für Oberleitungs-LKW

© Bernd Settnik/dpa

Verkehrswende: Hendricks fährt auf Strom-LKW ab

Bis 2050 soll auch der Verkehr treibhausgasneutral sein. Ein wichtiger Schritt dahin könnten LKW mit Oberleitung für Ökostrom sein.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sieht Lastwagen, die mit Strom aus einer Oberleitung fahren, eindeutig als Zukunftsoption. Bei einem Besuch der Teststrecke von Siemens (eHighway) im brandenburgischen Groß-Dölln sagte Hendricks am Dienstag: „Wir brauchen dringend eine Verkehrswende. Das hier kann als Teil einer Verkehrswende funktionieren.“

Auch über die Finanzierung der Infrastruktur für die O-LKW macht sich Hendricks keine Sorgen: „Im Verkehrswegeplan sind 270 Milliarden Euro für die nächsten 15 Jahre vorgesehen. Da sollten diese sechs Milliarden drin sein.“

Sechs Milliarden Euro für die Infrastruktur

Der Betrag errechnet sich so: In einem ersten Schritt sollen die am stärksten befahrenen Autobahnabschnitte in Deutschland mit Oberleitungen ausgestattet werden. Das sind 3000 Kilometer. Die Technik kostet rund eine Million Euro pro Kilometer und Fahrtrichtung.

Hendricks sagte, der Logistikverband BGL sei „höchst interessiert“ an den O-LKW. Ihr sei aber auch klar, dass es wegen der Zusatzkosten für die Lastwagen zunächst eine Anschubfinanzierung geben müsse. Neben den klassischen Förderprogrammen für umweltverträglichere LKW sei es auch vorstellbar, für jeden mit Strom gefahrenen Kilometer auf die LKW-Maut zu verzichten.

Hasso Grünjes, Projektleiter eHighway bei Siemens, verwies aber auch auf die Einsparung bei den Treibstoffkosten: Über 100.000 Kilometer gerechnet, sei Strom mehr als 20.000 Euro günstiger als Diesel. In Schweden rentiere sich der O-LKW schon im Minenverkehr.

Batterie mit zusätzlichem Verbrennungsmotor

Damit die Lastwagen auch abseits der Oberleitungen problemlos fahren können, haben sie eine Batterie an Bord, die sich während der Fahrt an der Leitung auflädt. Außerdem nutzen sie einen Verbrennungsmotor, der aber nicht nur mit herkömmlichem Diesel, sondern auch mit Gas oder Biokraftstoffen betrieben werden kann.

Nach Berechnungen des Umweltministeriums ist E-Mobilität mit Oberleitungen energieeffizienter als rein batterieelektrisches Fahren. Und die Effizienz des heutigen Verkehrs mit Verbrennungsmotoren sowie den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen, die mit Hilfe von Ökostrom hergestellt werden, schlägt der O-LKW um Längen.

Feldversuche in zwei Ländern

Deshalb hat das Umweltministerium gemeinsam mit den Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Hessen zwei Feldversuche mit O-LKW in Lübeck sowie zwischen Darmstadt und dem Frankfurter Flughafen gestartet.

In Lübeck sollen auf der Autobahn A 1 jeweils sechs Kilometer Oberleitung in beiden Fahrtrichtungen gespannt werden. Die O-LKW sollen auf der Strecke mit Oberleitung so viel elektrische Energie in ihren Batterien aufnehmen, dass sie auch die Streckenabschnitte ohne Leitung von oben mit Strom fahren können. Die Teststrecke vom Logistikzentrum bis zum Lübecker Hafen ist 25 Kilometer lang.

Deutschland plant eine Kooperation mit Schweden, das eine Teststrecke für O-LKW nördlich von Stockholm hat. In Zukunft soll es eine lange Verbindung durch Schweden und Dänemark geben. Dann könnten Waren von Norddeutschland bis Schweden umweltverträglich transportiert werden.

Auch in Hessen soll die Oberleitung auf der A 5 sechs Kilometer lang sein. Die geplante Teststrecke zwischen dem Logistikzentrum Darmstadt-Nord und der Cargo City Süd des Frankfurter Flughafens ist 15 Kilometer lang. Bis Ende 2018 sollen die Oberleitungen in beiden Regionen stehen, sodass die fünf elektrischen Scania-LKW Anfang 2019 starten können.

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