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Wirtschaft: Verlängerte Handelszeiten: Nur Kleinanleger handeln am Abend - Weniger als zehn Prozent des Tagesumsatzes

Die verlängerten Handelszeiten am deutschen Aktienmarkt sind bisher wie erwartet in erster Linie von Privatanlegern genutzt worden. Die Umsatzzahlen der Deutschen Börse AG in Frankfurt für die ersten Handelstage zeigen, dass im Abendhandel zwischen 17 Uhr 30 und 20 Uhr etwa acht bis neun Prozent des gesamten Tagesumsatzes im Xetra-Handel getätigt werden.

Die verlängerten Handelszeiten am deutschen Aktienmarkt sind bisher wie erwartet in erster Linie von Privatanlegern genutzt worden. Die Umsatzzahlen der Deutschen Börse AG in Frankfurt für die ersten Handelstage zeigen, dass im Abendhandel zwischen 17 Uhr 30 und 20 Uhr etwa acht bis neun Prozent des gesamten Tagesumsatzes im Xetra-Handel getätigt werden. Gemessen an der Zahl der Aufträge beträgt der Abendanteil zehn bis zwölf Prozent; das heißt, abends gehen vor allem kleinere Orders um. "Die Privatanleger haben die Chance genutzt", sagt Frank Hartmann, Sprecher der Deutsche Börse AG. "Es sind nicht die Riesenumsätze, aber es wird täglich ein bisschen mehr." Am Mittwoch abend waren es 279 Millionen Euro, dies entsprach 7,8 Prozent des Xetra-Tagesumsatzes in Höhe von 3,58 Milliarden Euro. Der Anteil des Abendhandels lag an den ersten drei Tagen - gemessen am Umsatz - zwischen 6,2 und 9,6 Prozent. Gemessen an der Zahl der Einzelaufträge stieg er von 9,7 Prozent auf 12,2 Prozent am Mittwoch.

An der Berliner Börse ist der Trend ähnlich. Bis zu zehn Prozent höher sei in den vergangenen Tagen der Tagesumsatz bei Auslandswerten gewesen, die an der Hauptstadtbörse mit rund 70 bis 80 Prozent den Hauptumsatzanteil stellen, teilte eine Sprecherin mit. Wie erwartet nutzen viele Kleinanleger offenbar die Möglichkeit, am Abend US-Werte zu handeln. Um Schlüsse in Richtung einer weiteren Verlängerung der Handelszeit zu ziehen, sei es aber noch zu früh. "Wenn das Angebot angenommen wird und der Trend anhält, werden wir auch über 22 Uhr diskutieren." An anderen Regionalbörsen ist ebenfalls noch offen, ob und wann eine Handelsverlängerung auf 22 Uhr kommen könnte. Während es vor wenigen Tagen aus Düsseldorf hieß, frühestens Anfang nächsten Jahres sei mit weiteren Entscheidungen zu rechnen, erklärte ein Sprecher in Stuttgart, an den Plänen zur weiteren Verlängerung solle festgehalten werden.

Erstmals waren die deutschen Wertpapierbörsen am vergangenen Freitag bis 20 Uhr und damit zweieinhalb Stunden länger geöffnet als zuvor. Begründet hatte die Deutsche Börse dies mit dem internationalen Wettbewerb und dem steigenden Börseninteresse von Privatanlegern. Da die Filialbanken um diese Zeit geschlossen sind, wickeln Privatanleger ihre Transaktionen in erster Linie über Direktbanken ab. Die Direkt Anlage Bank in München hat dabei bisher beobachtet, dass "die Abendstunden durchaus von den Anlegern angenommen werden", wie ein Pressesprecher sagte. "Für den Gesamtumsatz bei uns bedeutet das aber keinen Anstieg. Es gibt eine Entzerrung, das heißt ein Teil der Geschäftstätigkeit hat sich in den Abend verlagert." Rund 15 Prozent des Geschäfts bei der Direkt Anlage Bank läuft demnach nach 17 Uhr 30. Dass spezifisch amerikanische Werte gehandelt würden, wurde bei der Direkt Anlage Bank nicht festgestellt, sondern eher deutsche Titel.

Auch bei den Maklergesellschaften sind offenbar noch keine größeren Umsatzsteigerungen festgestellt worden. Die Umsätze hätten noch nicht sprübar angezogen, heißt es bei der Ballmaier & Schultz Wertpapier AG in Frankfurt. Sicher seien aber die längeren Handelszeiten für Privatanleger wegen der Reaktionsmöglichkeit auf die Wall Street interessant. Bei der Umsatzentwicklung müsse man aber die nächsten Wochen erst einmal noch abwarten.

Bernd Frank

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