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Verlag: Suhrkamp-Umzug - Verdi fordert Sozialplan

Es ist beschlossen, der Suhrkamp-Verlag zieht von Frankfurt nach Berlin. Die Entscheidung ruft nun allerdings die Gewerkschaft auf den Plan - Verdi sorgt sich um Arbeitsplätze.

Der angekündigte Umzug des Suhrkamp Verlages von Frankfurt nach Berlin nährt bei der Gewerkschaft Verdi die Sorge um Arbeitsplätze. Die Arbeitnehmervertreter forderten unverzügliche Verhandlungen zwischen Verlagsleitung und Betriebsrat über Interessenausgleich und Sozialplan. Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld- Berkéwicz versicherte, Arbeitsplätze seien nicht gefährdet. Verständnis für den Umzug des traditionsreichen Hauses äußerte der Literaturkritiker Marcel Reich- Ranicki: "Ulla Unseld-Berkéwicz kann nicht Rücksicht nehmen auf die Ambitionen der Frankfurter Literaturszene, sie muss entscheiden, was für den Verlag das Beste ist", sagte er am Samstag in Frankfurt.

Verdi mahnte, die Sicherung der Arbeitsplätze müsse oberste Priorität haben: "Denjenigen Beschäftigten, die nicht mitgehen können oder wollen, muss die Möglichkeit auf einen dauerhaften Arbeitsplatz in Frankfurt/Main zugesichert werden." Suhrkamp beschäftigt derzeit in Frankfurt etwa 130 Mitarbeiter, 80 Prozent der Mitarbeiter hatten sich gegen den Umzug ausgesprochen. Der Verlag hatte am Freitag angekündigt, 60 Jahre nach seiner Gründung Anfang 2010 aus Hessens größter Stadt nach Berlin zu übersiedeln. In Frankfurt sollen drei Stiftungen sowie eine Dependance bleiben.

Umzug soll Zukunft des Unternehmens sichern

Unseld-Berkéwicz sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Das Angebot gefährdet die Arbeitsplätze nicht, im Gegenteil: Alles, was wir hier planen, dient der Sicherheit von Suhrkamp, nicht nur für die nächsten Jahre, sondern für die nächsten Jahrzehnte." In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärte die Verlagschefin, das Haus müsse in einem wirtschaftlichen Umfeld wie dem aktuellen "beweglich sein und Arbeitsplätze nicht etwa wegkalkulieren, sondern sichern": "Das ist eines der zentralen Ziele, einer der Hauptzwecke des Umzugs."

Ein Grund für dem Umzug, über den seit Wochen spekuliert wurde, waren nach Angaben von Unseld-Berkéwicz die "Solidaritätszeichen Berlins": Nachdem Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor drei Jahren ein erstes Angebot gemacht habe, "hielt sein Kulturstaatssekretär auf feine, kluge Weise den Kontakt und machte das Angebot der Stadt just zu einer Zeit konkret, da gegen den Verlag und mich eine schrille öffentliche Diffamierungskampagne stattfand, zuverlässig begleitet von Häme-Ausbrüchen in den Medien", sagte Unseld-Berkéwicz der "FAZ".

Reich-Ranicki sagte: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zusammenarbeit mit ihr in Berlin etwas leichter wird als hier." Gleichwohl sei die Entscheidung zur Verlagerung "für Frankfurt eine bedauerliche Nachricht", befand der in Frankfurt lebende Literaturkritiker: "Das wird die Kulturszene in Frankfurt etwas weniger attraktiv machen." Es gebe aber andere bedeutende Verlage in Hessens größter Stadt, etwa den S. Fischer Verlag. (saw/dpa)

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