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Wirtschaft: Verluste bei Aktiendeal der Bankgesellschaft

Manager dementieren Spekulationen auf ein Aktien-Paket, das die Bank als langfristige Anlage hält

Berlin (ball). Die Bankgesellschaft Berlin hat am Freitag eingeräumt, dass ihr bei einem Wertpapiergeschäft erhebliche Buchverluste entstanden sind. Die Bank hatte zwischen 1998 und 2000 Eurostoxx-Papiere im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro angekauft. Nach Informationen des Tagesspiegel hat das Paket bei der Bankgesellschaft bis Ende Juli dieses Jahres einen Verlust von rund 472 Millionen Euro verursacht. Der Vorstand der Bankgesellschaft werde spätestens zum Jahresende entscheiden, ob das Unternehmen eine entsprechende Wertberichtigung in der Bilanz vornehmen müsse, sagte Vorstand Norbert Pawlowski dieser Zeitung.

Der Eurostoxx 50 vereinigt die fünfzig wichtigsten europäischen Unternehmenswerte in einem Index. Unter anderem sind Unternehmen wie France Télécom und BASF in ihm vertreten. Die Bankgesellschaft hat diesen Index in ihrer Eurostoxx-Position exakt abgebildet. Der Tagesspiegel berichtete am 5. September, dass es mit dem Paket Probleme gibt. Die Wirtschaftsprüfer hatten bereits bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2001 moniert, dass die Bank den Wertverlust in ihrem Anlagevermögen nicht durch eine entsprechende Wertberichtigung korrigiert hat. Die Bank begründete die unveränderte Position den Prüfern gegenüber mit der Annahme, dass die Börsen wieder nach oben gehen würden.

Die tatsächliche Entwicklung an der Börse verlief jedoch anders. Nach einem bankinternen Report, der dieser Zeitung vorliegt, belief sich der Wertverlust des Aktienpaketes Ende Juli auf 472 Millionen Euro. Und in den vergangenen knapp zwei Monaten sank der Wert des Eurostoxx um weitere 25 Prozent. Bisher haben diese Verluste die Bilanz der Bank nicht belastet, weil sie die Wertpapiere im Anlagevermögen führt.

Das Anlagevermögen spiegelt die langfristigen Vermögenswerte eines Unternehmens wieder. Unter anderem sind darin Unternehmensbeteiligungen und der Wert von Tochterunternehmen gebucht. Im Gegensatz dazu wird bei der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens der tatsächliche Geschäftsverlauf eines Jahres abgebildet. Die Entscheidung, das Aktienpaket im Anlagevermögen zu buchen, enthebt die Bankgesellschaft der Pflicht, Wertveränderungen sofort als Gewinn oder Verluste zu buchen. Der Bankwissenschaftler Professor Wolfgang Gerke bestätigte dem Tagesspiegel allerdings, dass die Verbuchung der Position im Anlagevermögen „ungewöhnlich“ sei.

In der Branche gilt es als unwahrscheinlich, dass die Wirtschaftsprüfer zum Jahresende 2002 erneut ein Auge zudrücken, wenn der Wertansatz unverändert bleibt. Muss die Wertberichtigung jedoch vorgenommen werden, dürfte Bankchef Hans-Jürgen Vetter sein Ziel verfehlen, die Verluste des Konzerns in diesem Jahr deutlich zu senken. Pawlowski sagte: „Wir werden zum Jahresende überprüfen, ob unsere langfristigen Erwartungen mit den Perspektiven am Aktienmarkt noch übereinstimmen." Informationen aus Insiderkreisen, wonach die Banker mit Derivaten auf die Eurostoxx-Aktien spekuliert haben sollen, widersprach der Chefcontroller. Man habe versucht, die Kursverluste des Indexes durch den Erwerb von Derivaten auf den Index zu begrenzen.

Allerdings seien im Jahr 1999 in der Aufbauphase des Portfolios „durch die positive Marktentwicklung Gewinne angefallen, die realisiert wurden". Anpassungen seien von der Fondsverwaltung vorgenommen worden, wenn sich die Zusammensetzung des Eurostoxx verändert hätten: Wenn Unternehmen aufgenommen oder aus dem Index gestrichen wurden. Zu keinem Zeitpunkt habe die Bank mit ihrem Anlagevermögen spekuliert. Informationen, die dem Tagesspiegel vorliegen, zeichnen allerdings ein anderes Bild. Danach wurde die Position im Anlagevermögen „gemolken“, indem nicht nur Kursverluste abgesichert, sondern auch Wetten auf einen Kursanstieg gemacht wurden.

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