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Vermögen: Arme Reiche

Wegen der Krise sind 23.000 Deutsche keine Millionäre mehr. Auch die Milliardäre trifft es hart – sie stiften und spenden weniger.

Frankfurt am Main - Es trifft nicht nur Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz oder Maria-Elisabeth Schaeffler, die Eigentümerin des gleichnamigen Autozulieferers. Auch die anderen Dollar-Millionäre in Deutschland bekommen die Folgen der Finanzkrise zu spüren. 23.000 Deutsche oder 2,8 Prozent haben im vergangenen Jahr ihren Millionärsstatus eingebüßt. Statt 832 000 gibt es in Deutschland nur noch 809 000 Millionäre, deren freies Vermögen um 20 Prozent geschrumpft ist, sagt der gestern von der US-Bank Merrill Lynch und der Unternehmensberatung Cap Gemini vorgelegte Welt-Wohlstands-Bericht 2009. Weltweit schrumpfte die Zahl der Dollar-Millionäre sogar um 15 Prozent von 10,1 auf nur noch 8,6 Millionen, in den USA sogar um 19 Prozent von drei auf 2,5 Millionen. Beim Vermögen ging es weltweit um fast 20 Prozent auf 32,8 Billionen Dollar bergab. Das war so viel oder so wenig wie zuletzt 2005.

Noch schlimmer getroffen hat die Krise die Superreichen mit mehr als 30 Millionen Dollar freiem Anlagekapital. Ihre Gruppe wurde um 25 Prozent kleiner, ihr Vermögen schrumpfte um 24 Prozent. In Deutschland zählen etwa 8000 Personen zu den Superreichen.

Die reichen Deutschen kamen nach Angaben von Oliver Orth, Chef der Vermögensverwaltung bei Merrill Lynch in Deutschland, relativ glimpflich weg, weil sie ihr Geld konservativer anlegen und weniger auf Aktien setzen als etwa die US-Amerikaner. Zum anderen ist der Immobilienmarkt in Deutschland vergleichsweise stabil. „Generell ist auch der Trend bei den Reichen eindeutig: sie bevorzugen Bargeld und Staatsanleihen.“

Krisenbedingt sind die Millionäre bei ihren Luxusausgaben stärker auf bleibende Werte aus. Der Anteil von Schmuck, Edelsteinen und Luxusuhren an den Gesamtausgaben für teure Dinge ist von 18 auf 22 Prozent gestiegen. Knauseriger werden die Reichen bei ihrem sozialen Engagement. In den USA wollen 60 Prozent weniger spenden und in Stiftungen stecken,in Europa sind es 23 Prozent weniger .

Die Aussichten für die Wohlhabenden sind nach Aussagen von Orth kurzfristig zwar problematisch, weil sich erst die Folgen der Finanz-, aber nicht der Wirtschaftskrise gezeigt haben. Mittelfristig aber sehe es für die Reichen dieser Welt wieder besser aus. Rolf Obertreis

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