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Vermögen: Privilegierte Pensionäre

Eine Studie zeigt: Beamte haben doppelt so viel Geld wie Angestellte mit gleicher Qualifikation.

Berlin - Dass das Vermögen in Deutschland höchst ungleich verteilt ist, haben Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schon im vergangenen Jahr belegt. 27 Prozent der Erwachsenen haben gar keins, das reichste Zehntel dagegen kommt auf mindestens 222 000 Euro. Allerdings hatte die Rechnung noch einen Schönheitsfehler: Die Anwartschaften auf Renten und Pensionen waren nicht eingerechnet.

Holt man dies nach, wie nun in einer neuen DIW-Studie im Auftrag der Hans- Böckler-Stiftung geschehen, erhöht sich nicht nur das Gesamtvermögen der Deutschen im Jahr 2007 um satte 4,6 auf 10,6 Billionen Euro. Es gibt auch zwei Auffälligkeiten. Zum einen wird die Ungleichverteilung durch die Tatsache, dass fast jeder einen Rentenanspruch hat, etwas geringer. Zum andern zeigt sich, dass eine Berufsgruppe bei der Vermögensbildung doppelt privilegiert und deshalb finanziell besonders gut dabei ist: die Beamten. Sowohl bei ihrem aktuellen Geldvermögen als auch bei ihren Pensionen verfügen sie über fast doppelt so viel Geld wie Angestellte mit vergleichbarer Qualifikation.

Am deutlichsten wird der Unterschied beim Vergleich von Rentnern und Pensionären. Kommen erstere mit ihren Anwartschaften auf 125 000 Euro, haben Beamte im Ruhestand im Schnitt einen Anspruch von mehr als 300 000 Euro. Alles in allem beträgt das Nettovermögen der Rentner damit 230 000 Euro und das der Pensionäre mehr als 500 000 Euro. Sie kommen auf das höchste Alterssicherungsvermögen aller Berufsgruppen und hängen hier auch die gut situierten Selbstständigen ab, die privat fürs Alter vorsorgen müssen.

Den Beamten komme dreierlei zugute, fasst der DIW-Wissenschaftler Joachim Frick die Ergebnisse zusammen. Anders als Freiberufler oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte müssen sie keine Beiträge zur Altersvorsorge bezahlen. Auch haben sie keine Phasen der Arbeitslosigkeit – die betroffenen Arbeitnehmern die Rente oft merklich zusammenschnurren lassen. Und ihre Pension bemisst sich nicht am langjährigen Verdienstdurchschnitt, sondern an ihrer letzten Gehaltsstufe vor der Pensionierung – die meist die höchste ist. Dies alles möge einst gerechtfertigt gewesen sein, merkte Frick an. Angesichts des gewachsenen Vermögensabstands zu anderen Beschäftigtengruppen sei es nun aber „zumindest überprüfenswert“.

Bei Unternehmern und Selbstständigen verkleinern die eher geringen Altersansprüche den Vermögensvorsprung zu anderen Gruppen ein wenig. Dennoch stehen sie im Schnitt prächtig da. Solo-Unternehmer besitzen der Studie zufolge gut 220 000 Euro, Selbstständige mit zehn oder mehr Mitarbeitern gar mehr als 1,1 Millionen Euro. Bei Arbeitern und Angestellten variiert das Gesamtvermögen je nach Qualifikation dagegen zwischen 75 000 und 387 000 Euro – Immobilien, Versicherungs- und Altersansprüche einbezogen. Im Schnitt liegt das Geld- und Sachvermögen jedes Erwachsenen bei 88 000 und das aus Altersansprüchen bei 67 000 Euro. Macht etwas mehr als 150 000 Euro. Am reichsten sind die Deutschen zum Zeitpunkt ihrer Verrentung. Laut DIW besitzen sie dann pro Nase 180 000 Euro.

Das Problem aus Sicht der Forscher ist, dass die dämpfende Wirkung durch zu erwartende Altersbezüge ab- und die Ungleichheit weiter zunimmt. Mit ihren Anwartschaften kommen derzeit selbst Arbeitslose noch im Schnitt auf ein „Vermögen“ von mehr als 55 000 Euro. Doch Reformen schmälern das allgemeine Rentenniveau, zusätzliche Privatvorsorge wird immer wichtiger. Die aber werde vor allem von den jetzt schon Vermögenden betrieben, sagt DIW-Forscher Markus Grabka. „Geringverdiener dürften bei der Vermögensbildung künftig also noch stärker zurückfallen.“ Und Langzeitarbeitslose bauten mit einem Rentenanspruch von 2,19 Euro pro Jahr inzwischen so gut wie gar kein Alterssicherungsvermögen mehr auf. Folglich sei damit zu rechnen, „dass die Vermögensungleichheit auch bei der Alterssicherung zunimmt und wir auf mehr Altersarmut zusteuern“. Dies gelte vor allem für Ostdeutschland, wo das Nettovermögen seit 2002 um knapp zehn Prozent gesunken sei. Im Westen dagegen stieg es um gut elf Prozent.

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