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Intelligente Mobilität. Sind die Straßen frei? Nehme ich lieber das Auto oder den Bus? Apps könnten Antworten liefern.

© picture alliance / dpa

Vernetzte Stadt: Hilfe bei der Parkplatzsuche

Berlin wächst und wächst. Mit der Zuwanderung steigen auch die Anforderungen an die Infrastruktur. Beim Smart City Summit machen sich Experten Gedanken darüber, wie die täglichen Abläufe in der Hauptstadt optimiert werden können.

Von Maris Hubschmid

Im vergangenen Jahr hat Berlin 45.000 Einwohner hinzugewonnen. Zehntausende zusätzliche Menschen, die jetzt auch einen Parkplatz suchen, wenn sie zur Arbeit fahren, einkaufen oder ein Restaurant besuchen wollen. Die eine Wohnung besetzen, Abfall produzieren – und in der Halbzeit des WM-Finales die Toilettenspülung drücken. „Wir sind uns der Herausforderungen bewusst“, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) am Montag bei der Eröffnung des ersten „Smart City Summits“. Zwei Tage lang sollen sich Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung Gedanken machen, wie sich die täglichen Abläufe der wachsenden Hauptstadt besser lenken lassen.

Veranstalter ist die Stadt selbst. „Unser Leben wird immer komplexer“, sagte Christian Gaebler, Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Neue Technologien könnten helfen, die Zusammenhänge sinnvoller zu organisieren, wenn sie bereichsübergreifend eingesetzt werden. Als dringendste Probleme haben die Behörden die Themen „Intelligente Mobilität“, „Digitale Industrialisierung“, „Wohnen“ sowie „Bürger und Besucher“ identifiziert. Die rund 100 Teilnehmer der Tagung, so wünschen sich das die Initiatoren, sollen in vier entsprechenden Workshops je zwei bis vier Handlungsempfehlungen erarbeiten.

Mit intelligentem Stadtmanagement lässt sich viel Geld sparen

Und das möglichst kleinteilig: 65 Prozent aller Autos, die an Wochenenden die Straßen verstopfen, sind auf der Suche nach einem Parkplatz, so die Schätzungen des amerikanischen Kommunikationsunternehmens Cisco, dessen Vertreter auch geladen sind. Vergleichsweise einfache Anwendungen wie eine für jedermann verfügbare Parkplatz-App, die freie Plätze im Quartier anzeigt, könnten das Verkehrsaufkommen also erheblich verringern. Dann kämen auch Busse besser durch die Stadt, und es würden vielleicht mehr Menschen umsteigen. Auch der CO2-Ausstoß würde verringert. Mit intelligentem Wassermanagement, rechnete Cisco-Zentraleuropachef Michael Ganser am Montag weiter vor, könne pro Jahr eine Millionensumme im zweistelligen Bereich eingespart werden. Barcelona sei das bereits gelungen. Und wenn man schon am Sparen sei, könne man auch die Straßenbeleuchtungen auf wenig befahrenen Strecken so programmieren, dass sie auf Bewegung reagieren – nur leuchten, wenn sie gebraucht werden.

Yzer hält Berlin für dynamischer als die anderen Bundesländer

„Da bin ich skeptisch“, sagte Staatssekretär Gaebler. Aber die Beispiele zeigten: An vielen Stellschrauben ließe sich womöglich drehen, um Strukturen „kreativer, sauberer, gesünder und effizienter“ zu gestalten. „Das ist nicht nur im Interesse der Wirtschaft, sondern auch im Interesse der Bevölkerung, weil kluge Infrastruktur-Lösungen einen Gewinn an Lebensqualität bedeuten.“ Früher habe ein Stadtplaner Gebäude, Straßen und Parks geplant. „Jetzt gibt es ein anderes Level: die Digitalisierung aller Wirtschaftsfelder.“

Die Aufforderung an die geladenen Experten lautet dabei klar: „Wir wollen wissen: Wo sind die Akteure dieser Stadt, die bereit sind, bestimmte Projekte umzusetzen?“, fragte die Senatorin in ihrer Eröffnungsrede. „Nennen Sie uns Kooperationspartner, Zeitraum und Finanzierung.“ Berlins Wirtschaft entwickele sich dynamischer als die aller anderen Bundesländer. „Die Innovationsmotoren stecken im Mittelstand. Wenn wir die mit der Stärke der digitalen Wirtschaft zusammenführen, kann Berlin zum Vorbild werden.“

Laut Schätzungen soll Berlin im kommenden Jahrzehnt um 300.000 Einwohner wachsen

„Wir wollen als die smarteste Stadt Europas wahrgenommen werden“, erklärte Staatssekretär Gaebler. „Unser heutiges Ziel ist es, eine Reflektionsfläche für Intelligenz zu schaffen.“ Die Ergebnisse der Tagung sollen in den „Masterplan Smart City“ der Senatsverwaltung eingehen. Die Vorschläge, so die Auflage, sollten in den nächsten zwei bis fünf Jahren umsetzbar sein.

Am Nachmittag haben die Gruppen erste Ideen zu Papier gebracht: öffentliches W-Lan, eine Verkehrsaufkommen-App, die die Wahl zwischen Auto und öffentlichem Nahverkehr erleichtert, Flächen und Gebäude für kombiniertes Wohnen und Arbeiten.

Derzeit, sagte die Senatorin, arbeite man auch an einer Reform des Vergaberechts, um Smart-City-Ansätze bei Ausschreibungen künftig stärker berücksichtigen zu können. Yzer hofft, dass mit den Ideen auch neue Unternehmen und Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die kann die Stadt gut gebrauchen: Für das nächste Jahrzehnt, so die Schätzungen, werden 300.000 weitere Einwohner hinzukommen.

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