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Versandapotheken: Billige Pillen für Hund und Katz

Versandapotheken sollen künftig rezeptfreie Medikamente für Haustiere versenden dürfen.

Berlin - Für die Besitzer der 30 Millionen Hunde, Katzen und Kaninchen in Deutschland geht es bei der Frage um viel Geld: Dürfen sie die Medikamente für ihre Haustiere künftig legal online kaufen? Jahrelang beschäftigte die Frage die Gerichte, am Freitag war sie Thema im Bundesrat. In einer ersten Stellungnahme haben seine Mitglieder gestern festgehalten, dass Tierhalter Arzneien für ihre Hunde und Katzen im Internet bestellen dürfen. Dort kosten die Mittel häufig bis zu 20 Prozent weniger.

Dabei versenden die großen Online-Apotheken schon seit Frühjahr dieses Jahres Arzneien für Tiere. Seit 2007 ist das zwar per Gesetz verboten. Der Bundesgerichtshof hob dieses Verbot aber im April wieder auf. Nun soll das Gesetz nachgebessert werden – auch weil es gegen europäisches Recht verstößt. Neben den Verbrauchern sind vor allem die Versandapotheken und Tierärzte an der Entscheidung interessiert. 330 Millionen Euro Umsatz brachte der Markt mit den Tierarzneien im vergangenen Jahr. Daran wollen die Apotheken künftig wieder mitverdienen.

Die neue Regelung wird ein Kompromiss: Die Online-Apotheken sollen Arzneien zwar versenden dürfen – allerdings nur solche, die es rezeptfrei gibt. Für Mittel wie Antibiotika und Impfungen soll der Tierarzt zuständig bleiben, der die Produkte oft gleich in seiner Praxis verkauft. Damit wäre der Arzneimarkt im Internet für Haustiere schärfer reguliert als der für Menschen.

Sollte der Versand rezeptpflichtiger Arzneien doch noch erlaubt werden, warnt der Präsident der Bundestierärztekammer Theodor Mantel vor „unkontrollierbaren Zuständen“. Zwar würde auch weiterhin nur der Tierarzt Medikamente verschreiben, ein Missbrauch mit gefälschten Rezepten aber sei jedoch nicht auszuschließen, sagt er. Ohne Beratung könnten zudem falsch dosierte Arzneien zu Nebenwirkungen beim Tier führen. Besonders den Umgang mit Antibiotika sieht er kritisch. Er fürchtet, dass resistente Bakterien entstehen, die auch den Menschen gefährden.

Versandapotheken sollen daher nur Haustiere versorgen dürfen, empfiehlt der Agrarausschuss im Bundesrat. Für Rinder und Schweine bleibt der Tierarzt zuständig. Pferde gelten in Deutschland als Mischform. Der Besitzer muss in einem Pferdepass eintragen, ob er sein Tier als Sportler oder Fleischlieferant nutzt. Dahinter steckt die Sorge, Züchter könnten das Wachstum ihres Viehs mit Arzneien beschleunigen. Das belastete Fleisch könnte dann beim Verbraucher landen.

„Ich verstehe nicht, wo der Unterschied zwischen Medikamenten für Mensch und Tier ist", sagt Christian Buse, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) und Inhaber der Online-Apotheke Mycare. Vor dem Bundesgerichtshof erstritt er, das Verbot aufzuheben, seitdem liefert er wieder. Vor allem Floh- und Zeckenmittel zählen zu den Umsatzbringern. Schon jetzt lägen die Umsätze wieder auf dem Niveau von vor dem Verbot, sagt Buse. „Es gibt eine große Nachfrage.“

Verglichen mit dem Handel mit Medikamenten für Menschen ist der Markt der Tierarzneien allerdings verschwindend klein. Doch er wächst. In den 90ern verdienten die Hersteller im Bereich Tiergesundheit noch das meiste Geld mit Arzneien für Vieh, heute ist es nur noch knapp die Hälfte. Etwa 1000 Euro geben die Deutschen laut einer Umfrage jährlich für ihre Tiere aus, Tendenz steigend.

Laura Höflinger

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