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Versandhaus: Quelle-Rettung doch wieder unsicher

Für die bayerische Landesregierung schien ein Kredit für das Versandhaus beschlossene Sache, doch die Bundesregierung bremst: Noch fehle es an Sicherheiten.

Das zum insolventen Arcandor-Konzern gehörende Versandhaus Quelle muss weiter um den Druck und Versand seines nächsten Katalogs bangen. Auslöser der Unsicherheit ist laut einem Bericht des Handelsblatts ein massiver Streit zwischen der Bundesregierung und dem Land Bayern, in dem das fränkische Unternehmen  seinen Firmensitz hat. Damit ist nicht gesichert, wie und ob Quelle mit seinen rund 5200 Mitarbeitern den Betrieb im Rahmen des vor Tagen eröffneten Insolvenzverfahrens aufrechterhalten kann.

Wie die Zeitung übereinstimmend aus dem Bundeswirtschafts- und dem Bundesfinanzministerium erfuhr, hat man sich noch nicht auf die Gewährung eines 50-Millionen-Euro-Kredits für das Versandhaus verständigen können. Dies sei noch nicht abschließend entschieden, hieß es am Abend. Die öffentliche Darstellung der bayerischen Seite, es gehe allenfalls noch um die Klärung technischer Details, sei falsch. Nach wie vor fehle es an Sicherheiten.

Am Mittwochabend war der Bürgschaftsausschuss des Bundes zusammengekommen, an dem auch Vertreter der bayerischen Landesregierung teilnahmen. Im Anschluss daran hatte Bayern beteuert, die Gewährung des rettenden Kredits für den Druck des Katalogs sei beschlossene Sache. "Es steht fest, dass das Unternehmen weiterarbeiten kann", sagte der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon. Zwar müssten Kreditbedingungen und Rückzahlungsmodalitäten noch geklärt werden. "Dabei geht es jedoch nur um ein Nacharbeiten, fügte der CSU-Politiker hinzu.

Doch die Skepsis in der Bundesregierung ist offenbar größer. Quelle müsse den Antrag noch einmal überarbeiten, hieß es aus Regierungskreisen. Bis Dienstag habe das Unternehmen Zeit, alle Bedingungen des Bundes zu erfüllen. Damit dürfte auch ein Termin von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) abgesagt werden: Der  CSU-Chef wollte am Donnerstag ins Quelle-Vertriebszentrum nach Nürnberg reisen und dort gemeinsam mit Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, der Geschäftsleitung und Vertretern der Druckerei ein erstes Exemplar des neuen Quelle-Katalogs präsentieren. 

Das Versandhaus kann aber erst dann den Katalog drucken und versenden, sobald der Massekredit tatsächlich bewilligt ist. Der Bund übernähme dabei über die Staatsbank KfW 25 Millionen Euro, Bayern 21 Millionen über die Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) und Sachsen 4 Millionen Euro.

Quelle wollte ursprünglich eine Staatsbürgschaft über 50 Millionen Euro haben, über die jedoch inzwischen nicht mehr verhandelt wird. Nach Angaben von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat der Bürgschaftsausschuss – unter Beteiligung auch eines Vertreters aus Bayern – eine Bürgschaft bereits in einer früheren Sitzung abgelehnt. Der Grund sei, dass Quelle überschuldet sei. Im Gegensatz zu Bayern und Sachsen, die auch im Fall einer Bürgschaft ihre Hilfen bereits zugesagt hatten, war dem Bund auch hierbei das Ausfallrisiko zu hoch.

Die Hilfe, über die Berlin und Bayern weiter streiten, ist für das Unternehmen lebenswichtig. "Ohne die Kreditzusage fehlt uns die nötige Liquidität, und Quelle muss den Geschäftsbetrieb einstellen", schilderte ein Arcandor-Sprecher. Zwar hatte sich der Druckereikonzern Prinovis, hinter dem die Verlage Springer, Gruner + Jahr und Bertelsmann stehen, sowie der Wettbewerber Schlott bereiterklärt, auf eigenes Risiko mit dem Andruck des Katalogs zu beginnen.

Ohne die Kreditzusage sei aber ungewiss, ob die Kataloge am Ende noch gebunden würden, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Auch der Versand der insgesamt neun Millionen Kataloge durch DHL bleibe ohne finanzielle Mittel unsicher. Doch die Zeit drängt, denn auch Wettbewerber wie Otto veröffentlichen in diesen Tagen ihre Hauptkataloge.

Die akute Finanzklemme des Versandhauses ist eine direkte Folge des Insolvenzantrags des Quelle-Mutterkonzerns Arcandor. Der Essener Handels- und Touristikkonzern hatte Anfang Juni seine Zahlungsunfähigkeit erklärt und damit rund 25 weitere Konzerntöchter mit in die Insolvenz gezogen. Auch der Fürther Versender Quelle, der mit weltweit 8000 Mitarbeitern jährlich rund 2,9 Mrd. Euro umsetzt, untersteht seither dem vorläufigen Insolvenzverwalter.

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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