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Wirtschaft: Verschwörung zur falschen Zeit

Von Alfons Frese Bringt der Tarifmurks im Osten das Personalkarussell an der Spitze der IG Metall wieder in Schwung? Darauf setzen einige unzufriedene Metaller.

Von Alfons Frese

Bringt der Tarifmurks im Osten das Personalkarussell an der Spitze der IG Metall wieder in Schwung? Darauf setzen einige unzufriedene Metaller. Sie wollen Jürgen Peters aus der Bahn bringen. Der IG MetallVize und sein alter Verbündeter Hasso Düvel haben den Arbeitskampf im Osten gewollt, durchgesetzt und organisiert. Und nun, wo sich in der vierten Streikwoche die Arbeitgeber unbeeindruckt zeigen, bittet die IG Metall an den Verhandlungstisch. Fast müsste man sagen: Sie bettelt. Selten zuvor war die Gelegenheit besser für die Arbeitgeber, der mächtigen und im Arbeitskampf meist siegreichen IG Metall eins auszuwischen. Die löchrige Streikfront im Osten bröckelt immer mehr, die eigenen Mitglieder sind nicht vom Kurs überzeugt, und aus der Politik gibt es Prügel, dass die Schwarte kracht.

Düvel und Peters schwadronieren schon über diesen oder jenen externen Einfluss, der den Streik so schwierig gemacht hat. Dass sie selbst „zur falschen Zeit am falschen Ort“ (Wolfgang Clement) für ein falsches Ziel kämpfen – auf diese Idee kämen die Rambos der IG Metall nie.

Verschwörungstheorien gibt es auch auf der anderen Seite. Die Arbeitgeber argwöhnen, Peters habe den Arbeitskampf aus Profilierungsgründen vom Zaun gebrochen. Er musste nämlich lange davon ausgehen, dass der Stuttgarter IG Metall-Chef Berthold Huber als Nachfolger von Klaus Zwickel nominiert werden würde. Für den Fall bereitete sich Peters auf eine Kampfkandidatur vor – unter anderem sollte ein erfolgreicher Arbeitskampf für die 35-Stunden-Woche dazu dienen. Das ist jetzt Historie. Aktuell wird es wohl an Zwickel und Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser liegen, ob der Tarifknoten lösbar ist. Die Chancen sind gar nicht schlecht, denn das Verhältnis von Zwickel zum vermeintlichen Klassenfeind Kannegiesser ist besser als das Verhältnis Zwickels zu Peters. Und Peters? Er wird wohl im Oktober zum ersten Vorsitzenden gewählt werden. Weil die IG Metall Angst hat vor einem offenen Streit über ihren eigenen Kurs.

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