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Versicherungsbranche: Europa-Umbau bei der Allianz

Allianz bastelt weiter an seiner Konzernstruktur. Der Versicherungskonzern strotzt vor Kraft und macht mit der milliardenschweren Komplettübernahme der Töchter AGF und Allianz-Leben Tempo.

München - "Wir werden ein Teil des Gebäudes und der europäischen Struktur", lobte der Chef des französischen Versicherers AGF, Jean-Philippe Thierry, die Pläne. Branchenkenner erwarten von dem Schritt Effizienzgewinne: "Die Konzernstruktur wird damit sauber strukturiert", sagt Versicherungsexperte Lucio Di Geronimo von der HypoVereinsbank. Entscheidungen des Allianz-Managements ließen sich künftig besser durchsetzen und Doppelzuständigkeiten vermeiden.

Die Pläne kommen nicht überraschend. Allianz-Chef Michael Diekmann hatte schon nach Ankündigung des historischen Konzernumbaus im September 2005 eine vollständige AGF-Übernahme als "logische Entwicklung" bezeichnet. Reduzierung der Komplexität lautet eines der Schlagworte in dem von Diekmann immer wieder propagierten "3+Eins"-Programm zur Steigerung der Profitabilität des Konzerns.

Als Hindernis galt bisher der Preis für AGF, der mittlerweile allerdings noch weiter gestiegen ist. Dennoch zeigt sich Allianz-Vorstand Paul Achleitner davon überzeugt, dass der Zeitpunkt richtig gewählt ist, zumal man mit der Verschmelzung der italienischen Tochter RAS im vergangenen Jahr bereits gute Erfahrungen habe sammeln können und die Allianz nach einem weiteren starken Schlussquartal 2004 in einer "komfortablen Situation" sei.

Kapitalmarkt wird nicht angezapft

Das zeigt sich schon daran, dass die Allianz die insgesamt rund 10,5 Milliarden teuren Transaktionen ganz aus eigener Kraft stemmen kann. Ein Anzapfen des Kapitalmarktes ist nicht geplant.

Mit dem Konzernumbau, bei dem ein neues Kapitel aufgeschlagen wird, wappnet sich die Allianz für den zunehmend schärfer werdenden Branchenwettbewerb. Mit einer effizienteren Struktur und dem Abbau von Doppelarbeit will das Unternehmen Marktanteilsverlusten der vergangenen Jahre entgegensteuern.

Milliarden-Gewinne und Jobabbau

Neben der RAS-Verschmelzung und der Umwandlung der früheren Allianz AG in eine Europäische Gesellschaft (Societas Europaea/SE) gehörte die Bündelung des Versicherungsgeschäfts in Deutschland unter dem Dach der Deutschland-Holding ADAG zu den wichtigsten Bausteinen. Weil dabei auch tausende Jobs in Deutschland abgebaut werden, hatte die Allianz mit ihren Milliarden-Gewinnen im vergangenen Jahr viel öffentliche Kritik einstecken müssen. Allianz-Chef Diekmann hatte dabei stets argumentiert, nun könne man die notwendigen, wenngleich teils schmerzlichen Umstrukturierungen noch aus einer Position der Stärke heraus vornehmen.

Für das abgelaufene Jahr war die Allianz zuletzt auf Rekordkurs und hatte einen Gewinn von bis zu 6,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Allerdings werden die Zeiten für die Branche künftig nicht einfacher, erwartet di Geronimo. Stärker noch als die Wettbewerber spielten dabei allerdings politische Einflüsse eine Rolle. Durch Regelungen wie die Transparenz-Richtlinien könnte manch ein Unternehmen künftig in Bedrängnis geraten, erwartet der Analyst. (Von Christine Schultze, dpa)

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