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Vertragsabschluss: Französischer Sender kauft Kinowelt

Canal Plus hofft mit der Übernahme des Leipziger Unternehmens auf einen direkten Zugang zum deutschen Markt. Wenn das Kartellamt zustimmt, könnten die Franzosen zu einem Filmriesen in Europa anwachsen.

Das zum Vivendi- Konzern gehörende Pay-TV-Unternehmen Canal Plus übernimmt über seine Tochter Studio Canal (Paris) die Kinowelt zu 100 Prozent. Die Verträge wurden gestern unterschrieben, teilt Kinowelt mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Laut "Leipziger Volkszeitung" fließen 70 Millionen Euro.

Kinowelt-Gründer Michael Kölmel und sein Bruder Rainer bleiben in ihrer bisherigen Funktion in Einkauf und Vertrieb im Unternehmen. Die Franzosen erhoffen sich über die Kinowelt einen direkten Zugang zum deutschen Markt.

Für Canal Plus sei die Übernahme der deutschen Firma ein weiterer Schritt zum Ausbau des europäischen Vertriebsnetzes, das bisher Frankreich, Großbritannien und die Benelux-Staaten umfasste, teilte StudioCanal mit. Das Unternehmen werde damit neben den US-amerikanischen Major Studios die einzige europäische Filmfirma sein, die eine Bevölkerung von 230 Millionen Einwohnern erreichen könne. Das Kartellamt muss dem Geschäft noch zustimmen.

Standort Leipzig bleibt bestehen

"Kinowelt wird im Konzern die Rolle des Spezialisten für den deutschen Markt spielen. Das kann nur ein hier verwurzeltes Unternehmen", sagt ein Kinowelt-Sprecher. Deshalb werde der Standort Leipzig an Bedeutung gewinnen. Es sei nicht an eine Verlagerung gedacht. Mit dem Verkauf der Kinowelt an einen starken internationalen Partner könne das Unternehmen weiter wachsen.

Die Leipziger Kinowelt ist einer der größten DVD-Anbieter in Deutschland. Darüber hinaus verleiht und produziert das Unternehmen Filme für Kino und Fernsehen. Das Vorgängerunternehmen Kinowelt Medien AG in München war 2001 pleitegegangen. Sein Filmstock und Geschäftsanteile ehemaliger Tochtergesellschaften bilden die Basis der Leipziger Neugründung.

Filmsammlung aus dem Kirch-Imperium

Außerdem kaufte Kölmel aus dem insolventen Kirch-Imperium die Filmbibliothek und hat damit die Rechte an rund 10.000 Titeln. Im Zusammenhang mit der Insolvenz der Münchner Kinowelt war der einstige Börsenstar Kölmel 2002 wegen Untreue und Insolvenzverschleppung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Im Jahr 2006 hatte Kinowelt mit 150 Mitarbeitern einen Umsatz von 106,8 Millionen Euro erzielt.

Die Canal Plus-Gruppe machte 2006 den Angaben zufolge einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro und beschäftigt 3700 Mitarbeiter. Studio Canal ist Marktführer bei Produktion, Erwerb und Vertrieb von Spielfilmen in Frankreich und Europa. (ut/AFP/dpa)

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