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Wirtschaft: Vertrauen ist gut, Kontrolle unmöglich

Von Dieter Fockenbrock Der Zeitpunkt könnte nicht unpassender sein. Ausgerechnet jetzt, wo Verbände und Lobbyisten Sturm laufen gegen die Pläne der Gesundheitsministerin, kommt ein neuer Betrugsskandal ans Tageslicht.

Von Dieter Fockenbrock

Der Zeitpunkt könnte nicht unpassender sein. Ausgerechnet jetzt, wo Verbände und Lobbyisten Sturm laufen gegen die Pläne der Gesundheitsministerin, kommt ein neuer Betrugsskandal ans Tageslicht. Hunderte Ärzte haben mit billigen ZahnersatzImporten aus Fernost Reibach gemacht. Noch vor wenigen Tagen haben die Mediziner in Berlin lauthals gegen das Streichkonzert der Regierung protestiert. Jetzt müssten die Patienten auf die Barrikaden gehen. Schließlich sind sie die Dummen. Nur – sie merken es gar nicht.

Das ist das Dilemma des deutschen Gesundheitssystems. Ob die Kosten einer Behandlung nun hoch sind oder nicht, ob Medikamente und Zahnersatz auch preiswerter beschafft werden könnten – für den Patienten ist das fast einerlei. Erst wenn Versicherungen und Kassen mal wieder an der Gebührenschraube drehen, weil sie die steigenden Kosten nicht mehr im Griff haben, spürt auch der Patient die Folgen des kranken Systems. Keine Transparenz über Leistungen und Preise heißt: keine Kontrolle und vor allem keine Motivation zum Sparen. So überrascht es niemanden, dass Zahnärzte und Dentallabors lange unerkannt unter einer Decke steckten und den Selbstbedienungsladen Gesundheitssystem ausnutzten.

Reförmchen führen jetzt nicht weiter. Zahnärzte und Labors schärfer zu trennen und zu kontrollieren macht zwar Sinn. Es löst aber nicht das Problem. Nichts spricht dagegen, dass der Patient sich künftig zwischen Zahnersatz und Zahnersatz entscheidet. Qualität hat eben ihren Preis. Vom Kassengold haben wir uns ohnehin längst verabschiedet, warum nicht auch von einem undurchsichtigen Gesundheitssystem?

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