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Wirtschaft: Verzockt

Der Fernsehmanager Georg Kofler (48) gilt in der Branche als Verkaufstalent und gut gelaunter Selbstdarsteller. Seit Mittwoch muss der Chef des Abo-Senders Premiere beweisen, dass er auch ein guter Krisenmanager ist.

Der Fernsehmanager Georg Kofler (48) gilt in der Branche als Verkaufstalent und gut gelaunter Selbstdarsteller. Seit Mittwoch muss der Chef des Abo-Senders Premiere beweisen, dass er auch ein guter Krisenmanager ist. Premiere ohne Bundesliga – das muss Kofler künftigen Abonnenten erst schmackhaft machen.

Erfahrung als Verkäufer hat der gebürtige Südtiroler eigentlich genug. Schon mit 31 übernahm er im Jahr 1988 die Geschäftsführung des damals jungen Spielfilmsenders Pro Sieben . Als Pionier des deutschen Privatfernsehens erwarb sich Kofler den Ruf, die Rendite genauso im Blick zu haben wie den Geschmack seines Publikums. Bei Pro Sieben gelang dies, der Kanal ging 1997 erfolgreich an die Börse und ist inzwischen einer der profitabelsten Fernsehsender.

Früh fiel Kofler dem Medienunternehmer Leo Kirch auf, der ihn zum Büroleiter machte und sein Förderer wurde.

Als der Kirch-Konzern 2002 Insolvenz anmelden musste –

unter anderem, weil Premiere milliardenschwere Schulden angehäuft hatte –, war Kofler schon weitergezogen. Erfolglos versuchte er sich zusammen mit dem Kirch-Sohn Thomas vorübergehend als Betreiber des Einkaufssenders Hot . Doch die Blamage blieb dank seines Talents, auch Misserfolge zu beschönigen, nicht an ihm hängen.

Seine bis dato größte Herausforderung wartete bei Premiere . Die Kirch-Sanierer suchten einen Kenner der Szene. Kofler stieg ein und machte sich an die Wiederbelebung des Bezahlfernsehens. Er verhandelte mit den Gläubigerbanken und den Hollywoodstudios, überzeugte den Investor Permira, Mehrheitsgesellschafter zu werden, und kaufte selber 20 Prozent der Aktien. Heute hält er noch 13,9 Prozent. 1000 Mitarbeiter wurden entlassen.

Mit der Live-Übertragung der Bundesliga und attraktiven Filmangeboten zog Premiere bis zuletzt gut 3,4 Millionen zahlende Kunden an. Beim Börsengang am 9. März dieses Jahres spielte der Sender 1,2 Milliarden Euro ein. Anleger lockte der promovierte Kommunikationswissenschaftler mit glänzenden Aussichten. Wer Premiere-Aktien kaufe, so hieß es im Börsenprospekt, profitiere als „Erster vom Fernsehen der Zukunft“.

Kofler, der mit der ehemaligen MTV-Chefin Christiane zu Salm liiert ist und von der Zeitschrift „Gong“ einst sogar zum „Topmanager mit Herz“ ernannt wurde, schien im Wohnzimmer der Deutschen angekommen zu sein. Doch dann passierte, was viele in seiner Umgebung für unmöglich gehalten hatten: Kofler überschätzte sich beim Poker um die Bundesligarechte – und verlor. Die Premiere-Aktie stürzte an der Börse ab. Seit Mittwoch muss Kofler nun um seinen Platz auf dem Sofa des deutschen Pay-TV-Publikums fürchten. mot

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