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Wirtschaft: Viag Interkom attackiert Telekom

HANNOVER (dw).Viag Interkom kann als erster deutscher Telefonkonzern in ganz Deutschland Privatkunden anschließen, ohne dafür Leitungen der Deutschen Telekom in Anspruch nehmen zu müssen.

HANNOVER (dw).Viag Interkom kann als erster deutscher Telefonkonzern in ganz Deutschland Privatkunden anschließen, ohne dafür Leitungen der Deutschen Telekom in Anspruch nehmen zu müssen.Maximilian Ardelt, Vorsitzender der Geschäftsführung des Münchner Konzerns, stellte auf der Computermesse Cebit 99 am Donnerstag das "homezone"-Angebot vor: Damit können Privatkunden ihr Handy zuhause mit den günstigen Festnetz-Tarifen benutzen.Ab einer gewissen Entfernung zur Wohnung stellt das Gerät automatisch auf die Mobilfunk-Tarif um."Festnetz und Mobilfunk verschmelzen", erklärte Ardelt: "Das System erlaubt preisbewußten Teilnehmern sogar, auf ihren heutigen Festnetzanschluß komplett zu verzichten." Möglich wird das Angebot durch 15 000 Funktstationen, die der Konzern zur Zeit in ganz Deutschland einrichtet und die das Handy in Qualität und Erreichbarkeit dem Festnetz-Telefon gleichstellen sollen.

Die Anlaufverluste von rund 1,17 Mrd.DM allein in 1998 könnten sich so für die Münchner Telekom-Herausforderer schnell amortisieren: Viag bräuchte der Deutschen Telekom nicht monatlich 25,40 DM für jeden überlassenen Teilnehmeranschluß zu überweisen - ein deutlicher Kostenvorteil auch gegenüber anderen Wettbewerbern ohne eigene Infrastruktur.Die Viag will das homezone-Angebot ab April in einem Pilottest mit 400 Privatkunden in München und Berlin testen.Doch schon am 1.Juli soll das Angebot auf den Markt kommen - wenn die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post die Genehmigung erteilt.Viag Interkom-Chef Maximilian Ardelt appellierte eindringlich an den Chef der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, "den Mut nicht zu verlieren".Der Wettbewerbshüter dürfe sich bei seinen Entscheidungen nicht "von den kurzfristigen finanziellen Interessen des Bundes beeinflussen lassen."

Für Privatkunden könnte das homezone-Angebot von Viag Interkom durchaus attraktiv werden: Für eine monatliche Grundgebühr von 34,90 DM hätte er bei Viag ein Festnetz- und Mobiltelefon in einem Gerät - und damit auch nur noch eine Nummer, eine Telefonrechnung und einen Anrufbeantworter.Ortsgespräche aus der homezone sollen rund um die Uhr 10 Pfennig pro Minute kosten.Innerdeutsche Ferngespräche von zu Hause aus kosten werktags von acht bis 17 Uhr 17 Pfennig, abends und am Wochenende 10 Pfennig pro Minute.Hans-Burghardt Ziermann, Geschäftsführer Privatkunden bei Viag Interkom, nannte das homezone-System, "die logische Weiterentwicklung des Telefons".

Der Konzernsprecher der Deutschen Telekom, Stephan Althoff, zeigte sich angesichts des neuen Viag-Angebotes gelassen: Die Philosophie "zwei Geräte in einem" sei bestenfalls "für Singles" interessant, sei aber etwa für Familien wenig tauglich.Zudem müßten Internet-Nutzer ohnehin zusätzlich einen Festnetz-Anschluß behalten, sagte er dem Tagesspiegel.Mit ihrem eigenen "PCS"-Angebot liege die Deutsche Telekom besser: Noch im Frühjahr diesen Jahres (Mai, Juni) will die Telekom einen D1-Mobilfunkvertrag zusammen mit einem ISDN-Anschluß über das Festnetz im Paket für 79 DM monatlich anbieten."Zur komfortablen Datenkommunikation gehört mindestens ein ISDN-Anschluß", sagte Althoff.

Auch der Telekom-Herausforderer Mannesmann Arcor präsentierte am Donnerstag auf der Cebit eine Fülle neuer Angebote und Tarifsenkungen.Vorstandsvorsitzender Harald Stöber bekräftigte, daß Arcor mit der jüngsten Tarifoffensive der Telekom mithalten werde.Regionalgespräche (bis 50 Kilometer) sollen bei Arcor ab 21 Uhr künftig nur 4 Pfennig pro Minute kosten.Ferngespräche durch ganz Deutschland sollen ab dem 1.April für sechs Pfennig zu haben sein.Auch der Internet-Zugang wird für 6 Pfennig pro Minute (einschließlich Einwahlkosten) angeboten.Arcor-Chef Stöber bestätigte auch, daß man noch im ersten Halbjahr 1999 in zehn deutschen Großstädten den Komplettanschluß anbieten werde.Rund 13 Millionen Bundesbürger könnten dann auch für Ortsgespräche die Telefongesellschaft wechseln.

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