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Wirtschaft: Viele offene Fragen

Die Angestellten der Dresdner Bank wollen Klarheit. Auf der Mitarbeiterversammlung gab es die nicht

Berlin - Ein paar der Angestellten nehmen es mit Galgenhumor. „Ich hab gehört, Du wirst jetzt der neue Commerzbank-Vorstand“, begrüßt ein Banker der Dresdner seinen Kollegen. Die beiden sind am Mittwoch wie etwa 1200 weitere Angestellte zur Mitarbeiterversammlung gekommen. Personalvorstand Wulf Meier ist aus Frankfurt am Main angereist, um die Berliner Angestellten über die Fusion mit der Commerzbank zu informieren. Zwei Damen sind sogar glücklich, hier zu sein – vor zehn Jahren hatten sie sich das letzte Mal gesehen. Die Versammlung führte sie wieder zusammen. „Das gibt uns jetzt Hoffnung“, sagt eine der beiden. So gelassen sind allerdings die wenigsten: „Ich hoffe, dass uns jetzt endlich etwas Konkretes gesagt wird“, sagt eine Frau im mittleren Alter. Die meisten ihrer Kollegen sehen das ähnlich.

Vor zehn Tagen hatte der Mutter-Konzern der Dresdner Bank, die Allianz, den Verkauf des defizitären Instituts für 9,8 Milliarden Euro an die Commerzbank beschlossen. Die Übernahme soll bis Ende 2009 in zwei Schritten vonstatten gehen. Diesen Zeitplan erläuterte Personalvorstand Meier auch den Berliner Mitarbeitern am Mittwoch. Die Kundenbindung sei nun wichtig, sagte er Teilnehmern zufolge. „Die Frage, wie man Mitarbeiter jetzt noch motivieren kann, blieb dagegen unbeantwortet“, ärgerte sich Betriebsrat Wolfgang Rissmann nach der Versammlung. Auch Informationen darüber, wie viele der 1670 Arbeitsplätze in Berlin wegfallen könnten, habe Meier nicht gegeben. Darüber soll erst Ende des Jahres entschieden werden. Deutschlandweit soll die Fusion nach bisherigen Plänen rund 6500 Arbeitsplätze kosten. Gut 300 Filialen sollen gestrichen werden.

Fest steht, dass auch in Berlin Filialen wegfallen werden. Überall dort, wo zwei Filialen eng beieinander liegen, könnte eine gestrichen werden, heißt es. In der Stadt betrifft dies eine ganze Reihe von Standorten (siehe Grafik). Am morgigen Freitag wollen die Dresdner-Bank-Mitarbeiter ihrem Ärger Luft machen. Im Rahmen der zur Zeit laufenden Tarifverhandlungen ist eine Streikkundgebung vor der Gedächtniskirche geplant, in die auch der Protest gegen die Fusion einfließen soll. „Wir hoffen, dass möglichst viele Mitarbeiter kommen“, sagte Betriebsrat Rissmann.

Die Unterstützung einer Auszubildenden hat er vermutlich sicher. Sie und viele ihrer Kollegen waren nach der Mitarbeiterversammlung von den schwammigen Worten ihrer Chefs enttäuscht. „Wir haben klare und auch erwartbare Fragen gestellt, aber die waren einfach schlecht vorbereitet. Teilweise kamen die mir sogar schläfrig vor“, schimpft sie. Im Januar beendet sie ihre Ausbildung. „Ich schätze mal, dann werde ich dem Arbeitsmarkt übergeben.“Mitarbeit: Stefan Kaiser

Frederic Spohr

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