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Seit 15 Jahren zahlen wir mit ihm. Inzwischen haben 19 Länder den Euro und fast 340 Millionen Menschen.

© AFP

Viele wollen den Euro loswerden: Sehnsucht nach der D-Mark

Vor 15 Jahren löste der Euro die D-Mark als Zahlungsmittel ab. Er sollte Europa einigen. Das Gegenteil ist der Fall. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Wir schreiben das Jahr 2002. Mit dem Jahreswechsel passiert Großes. Die D-Mark verschwindet, der Euro kommt. Den meisten Bundesbürgern ist das gar nicht recht. Sie möchten ihre alte Währung behalten – die D-Mark, die sie mit dem Aufschwung Deutschlands verbinden, mit Stabilität, Sicherheit und der Deutschen Bundesbank.

Fast jeder zweite will den Euro wieder loswerden

Heute, 15 Jahre später, ist die Skepsis noch immer da. In 19 Ländern wird inzwischen mit dem Euro bezahlt, 340 Millionen Menschen haben die Scheine und Münzen in ihren Portemonnaies. Doch fast jeder Zweite würde das Euro- Geld gern wieder loswerden. Gerade einmal 56 Prozent der Europäer halten die Gemeinschaftswährung für eine gute Sache, hat die EU-Kommission herausgefunden. Nur bei den Jüngeren, den Menschen zwischen 15 und 24, stehen 68 Prozent zum Euro. Die Jungen reisen gern, der Euro hilft dabei.

Der Euro als "Teuro"

In der Mitte der Gesellschaft ist der Euro aber nicht angekommen. Er stößt auf Misstrauen – von Anfang an. Schon der Start trägt nicht dazu bei, die Deutschen für die Gemeinschaftswährung zu erwärmen. Wirte, Schnellreinigungen und Bäcker nutzen die Einführung des Euro für saftige Preiserhöhungen. Für die Pizza, die am 31. Dezember 2001 noch zehn D-Mark kostet, muss man im Januar 2002 plötzlich zehn Euro und damit doppelt so viel auf den Tisch legen. Kein Einzelfall. Viele Dienstleister hatten überfällige Preisaufschläge wegen der neuen Währung bewusst hinausgezögert, weil sie nicht zwei Mal neue Preislisten drucken wollten. Für den Euro ist das schlecht, er wird zum „Teuro“.

Leiden unter Europa

Das schlechte Image wird er nicht mehr los, obwohl der Euro heutzutage kein Preistreiber mehr ist. Im Gegenteil. Weil die Preise nicht so anziehen wie es die Europäische Zentralbank (EZB) für richtig hält und um den Euro-Krisenländern Luft zu verschaffen, drückt EZB-Chef Mario Draghi die Zinsen in den Keller und flutet die Märkte mit billigem Geld. Für die Sparernation Deutschland ist das nur schwer zu verkraften. Sichere Anlagen bringen nichts mehr, die Altersvorsorge wird entwertet. Der Euro ist ein Leichtfuß, der Schuldenmachen belohnt und solide Finanzplanung bestraft.
Im Kleinen wie im Großen. Das Ringen um Griechenland wird wegen der gemeinsamen Währung plötzlich auch zu einem deutschen Thema. Nun wackeln auch Italien und Portugal. Die Probleme der Euro-Nachbarn schüren auch hierzulande Verlustängste und liefern der AfD Munition für die nächste Bundestagswahl.

Der Euro war eine Kopfgeburt

Der Euro war eine Kopfgeburt und ein politisches Projekt. Er sollte Europa zusammenschweißen, Stabilität und Frieden bringen. Das hat nicht geklappt. Die Euro-Krise hinterlässt die EU geschwächt, nicht gestärkt. „Wahrscheinlich repäsentiert keine andere Währung das gegenseitige Vertrauen, welches das Fundament einer Gemeinschaft ist, besser als der Euro“, hatte Wim Duisenberg, der damalige EZB-Präsident, bei der Einführung des Euro-Bargelds 2002 gesagt. „Er ist die erste Währung, die nicht nur ihre Bindung an Gold, sondern auch ihre Bindung an den Nationalstaat gelöst hat.“ Genau das ist das Problem.

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