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Wirtschaft: Vier Prozent sind wahrscheinlich

Inflation und Produktivität geben den Rahmen vor. Die Porsche-Belegschaft will 9,5 Prozent mehr Lohn

Berlin - Die Arbeitnehmer können in diesem Jahr mit einer deutlichen Tariferhöhung rechnen. Aufgrund der guten Konjunktur verschließen sich auch die Arbeitgeber nicht länger der Forderung nach höheren Einkommen. Gerade eben erst sagte der baden-württembergische Verhandlungsführer der Metallarbeitgeber, die gute Ertragslage sollten „auch die Mitarbeiter merken“. In Baden-Württemberg sind die Ansprüche der Beschäftigten am größten. Bei Porsche spricht sich die Belegschaft für eine Lohnforderung von 9,5 Prozent aus, im Mercedes-Werk Untertürkheim wollen die Metaller acht Prozent mehr Geld. Und auch in Ostdeutschland sind die Erwartungen nicht viel kleiner. „Die meisten Betriebe gehen von sechs bis sieben Prozent aus“, sagte der ostdeutsche IG-Metall-Chef Olivier Höbel auf Anfrage. Der Vorstand der IG Metall wird am 6. Februar eine Forderungsempfehlung beschließen.

Im vergangenen Jahr hatte es für die Beschäftigten in Westdeutschland im Durchschnitt eine Tariferhöhung um 2,7 Prozent und im Osten um 2,5 Prozent gegeben. Spitzenreiter war die Stahlindustrie, wo es 2006 neben einer Einmalzahlung 3,8 Prozent mehr Geld gab. Das Ziel der Arbeitgeber in der bevorstehenden Tarifauseinandersetzung ist eine möglichst geringe Prozentzahl. Stattdessen wollen sie mit einer ordentlichen Einmalzahlung die Belegschaften am aktuell glänzenden Geschäft beteiligen.

Doch die Gewerkschaften machen auch Nachholbedarf geltend. Die IG BAU etwa, die insgesamt 5,5 Prozent fordert, begründet 1,2 Prozent davon mit den zuletzt mageren Jahren auf dem Bau. Und auch die IG Metall könnte auf Grund der Erfahrungen aus 2006 ihre Tarifforderung nach oben erweitern. Denn der verteilungspolitische Spielraum, der sich aus Inflationsrate und Produktivitätssteigerung ergibt, wurde nicht ausgeschöpft. Die Preise stiegen 2006 um 1,7 Prozent und die Produktivität um 1,9 Prozent. Doch statt 3,6 Prozent holte die IG Metall „nur“ 3,2 Prozent (inklusive Einmalzahlung) für ihre Mitglieder.

Auch bei den Arbeitgebern ist inzwischen unstrittig, dass der diesjährige Abschluss höher liegen wird und die Vier vor dem Komma kaum zu verhindern ist. Das ergibt sich allein aus den gesamtwirtschaftlichen Orientierungsdaten: Die Wirtschaftsinstitute veranschlagen für 2007 eine Inflationsrate von 2,3 Prozent, die gesamtwirtschaftliche Produktivität wächst nach Einschätzung der IG Metall um 1,8 Prozent. In der Summe ergibt sich ein Volumen von 4,1 Prozent.

Das scheint möglich, zumal die IG Metall diesmal auf sogenannte qualitative Komponenten im Forderungskatalog verzichten will und sich ganz auf’s Geld konzentriert. Themen wie altersgerechtes Arbeiten und die Ausweitung und Absicherung von Arbeitszeitkonten werden in diesem Frühjahr keine Rolle spielen. Auch nicht die Themen Leiharbeit und Alterung der Belegschaften, wie sie in der ostdeutschen IG Metall stark diskutiert werden. „Das Durchschnittsalter in unseren Betrieben ist hoch und liegt nicht selten bei Mitte 40“, sagt der ostdeutsche Gewerkschaftschef Höbel. Vermutlich heiße es bald in den Betrieben: „Herzlichen Glückwunsch, unser Jüngster wird 50“, meinte Höbel.

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