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Wirtschaft: Vivendi: 30 Milliarden Dollar für Seagram geboten - Verhandlungen mit kanadischem Unterhaltungskonzern bestätigt

Der französische Mischkonzern Vivendi verhandelt gemeinsam mit seiner Fernsehtochter Canal Plus über ein Zusammengehen mit der kanadischen Medien- und Getränkegruppe Seagram. In einer gemeinsamen Mitteilung bestätigten die drei Firmen am Mittwoch, dass sie Gespräche führten, die zu einem Geschäftsabschluss zwischen den Konzernen führen könnten.

Der französische Mischkonzern Vivendi verhandelt gemeinsam mit seiner Fernsehtochter Canal Plus über ein Zusammengehen mit der kanadischen Medien- und Getränkegruppe Seagram. In einer gemeinsamen Mitteilung bestätigten die drei Firmen am Mittwoch, dass sie Gespräche führten, die zu einem Geschäftsabschluss zwischen den Konzernen führen könnten. Seagram fügte später hinzu, dass auch über einen Tausch der eigenen Aktien gegen Papiere der neuen Gruppe gesprochen werde. Der Zusammenschluss der drei Parteien würde einen international agierenden Konzern mit einen Börsenwert von umgerechnet mehr als 200 Milliarden Mark und jährlich Umsätzen von gut 130 Milliarden Mark hervorbringen.

In der Mitteilung der drei Firmen wurden keine näheren Angaben zu den Gesprächen gemacht. Sollte es zu einer Vereinbarung kommen, werde die Entwicklung der Aktienkurse der Unternehmen vom Zeitpunkt der Presseveröffentlichung, also von Mittwochmorgen an, bis zum Abschluss der Gespräche in möglichen finanziellen Vereinbarungen nicht berücksichtigt, hatte es lediglich geheißen. Bereits vor der offiziellen Bestätigung der Gespräche war über ein Zusammengehen von Vivendi, Canal Plus und Seagram spekuliert worden. Aus beteiligten Kreisen verlautete, Vivendi und Canal Plus wollten Seagram für 70 Dollar je Aktie übernehmen, was einem 32-prozentigen Aufschlag auf den Schlusskurs des kanadischen Konzerns am Dienstag entsprechen würde. Insgesamt würden die Franzosen rund 30 Milliarden Dollar (knapp 61 Milliarden Mark) für Seagram zahlen, hieß es in verschiedenen Zeitungsberichten.

Vivendi ist in den Bereichen Medien, Telekommunikation und Versorgung zuständig. Der Konzern hält 49 Prozent am börsennotierten Pay-TV-Betrieber Canal Plus. Zur kanadischen Seagram gehören neben diversen Wein- und Spirituosen-Marken vor allem Musikproduktionsgesellschaften wie Polygram sowie Film- und Fernsehfirmen wie die Universal Studios. Bereits vor einigen Wochen war über eine Fusion von Vivendi und Seagram spekuliert worden, was jedoch damals nicht bestätigt wurde. Informationen des "Wall Street Journal" zufolge sollen diese Verhandlungen an unterschiedlichen Preisvorstellungen und Managementfragen gescheitert sein. Das US-Medienmagazin "Daily Variety" berichtete in seiner jüngsten Ausgabe, die neue Gesellschaft werde "Vivendi Universal" heißen und vom Chef des französischen Konzerns, Jean-Marie Messier, geleitet. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Seagram seine Getränkesparte für eine Fusion abstossen und sich der neue Konzern auf die Bereiche Medien und Kommunikation konzentrieren werde.

Sollte es Messier gelingen, die kanadische Seagram-Gruppe zu übernehmen, hätte er zwei Schläge auf einen Streich vollbracht: Zum einen würde Vivendi in die Weltliga der großen Medienkonzerne wie Bertelsmann oder AOL-Time-Warner aufsteigen. Zum anderen würde das französische Unternehmen feste Wurzeln in den USA schlagen, von wo aus es weiter expandieren könnte. Schon seit geraumer Zeit plant Messier, allen Yahoos der Welt das Fürchten zu lehren. Doch bisher blieb der Wandel vom traditionellen Versorger- und Baugeschäft zum Netz- und Medienkonzern im Wesentlichen auf Europa beschränkt.

Allerdings regt sich bereits Kritik. Vivendi würde zu einer reinen Holding schrumpfen, die nur noch den weniger gewinnträchtigen Versorgungssektor enthielte, fürchten Analysten. Die Reaktion an der Pariser Börse ließ nicht auf sich warten: Die Vivendi-Aktie geriet unter starken Druck und gab bis Mittag um 7,3 Prozent auf 106,70 Euro nach. Demgegenüber notierte Canal plus fester, der Kurs stieg um 1,5 Prozent auf 215 Euro.

ebo

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