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Wirtschaft: Vobis-Gründer Theo Lieven startet Comeback

AACHEN .Theo Lieven, der Ex-Vorstandschef von Vobis-Computer, ist wieder im Geschäft.

AACHEN .Theo Lieven, der Ex-Vorstandschef von Vobis-Computer, ist wieder im Geschäft.Zwei Jahre nach seinem Ausstieg bei Deutschlands erfolgreichstem Computerhändler versucht Lieven nun im Cyberspace sein Glück.An der Seite des Regensburger Jung-Unternehmers Stefan Kreidl ist Lieven in den Internet-Handel mit Musik-CDs, Videos und Büchern eingestiegen.

"Ich habe ja nicht gerade zu denjenigen gehört, die von Anfang an aufs Internet gesetzt haben.Aber ich bin eines besseren belehrt worden", sagt Lieven."Inzwischen hat das Internet auch in Deutschland eine Eigendynamik bekommen.Außerdem ist es wirklich faszinierend, wie man im Internet gezielt Produkte suchen und finden kann." Zum Start der Computermesse CeBIT präsentieren Lieven und sein Partner den runderneuerten Nachfolger des TeleCD-Services Adori im Netz.

Für Theo Lieven schließt sich mit dem neuen Engagement ein Kreis: Als Junge wollte er eigentlich Konzertpianist werden.Doch 1970 gab er als 18jähriger - nach zwölf Jahren Ausbildung - die Musikkarriere auf und studierte statt dessen an der Technischen Hochschule Aachen.Schon als Student machte Lieven seine ersten guten Geschäfte mit wissenschaftlichen Taschenrechnern, die er billig einkaufte und mit einem Aufschlag an seine Kommilitonen weitergab.Beflügelt vom Erfolg gründete Lieven zusammen mit Rainer Frailing 1975 die Vobis AG, die in den achtziger Jahren zum größten deutschen PC-Händler aufstieg.

1989 beteiligte sich die Metro-Gruppe mit 50 Prozent an Vobis und baute vor dem Hintergrund des schärfer werdenden Wettbewerbs in der PC-Industrie in den neunziger Jahren ihren Anteil weiter aus.Lieven zog sich im Dezember 1996 aus dem Unternehmen zurück, anderthalb Jahre später stand die Vobis-Gruppe zum Verkauf."Als sie jetzt an der Firmenzentrale das Vobis-Schild abgenommen und ein Maxdata-Schild angeschraubt haben, wurde mir schon etwas mulmig in der Magengegend", sagt Lieven.Doch die neue Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender der Adori AG läßt kaum Zeit für Sentimentalitäten: Lieven will nach zweijähriger Pause mit neuem Schwung sein Know-how aus dem Computer-Handel mit seiner Leidenschaft für Musik verbinden.

"Es gibt etliche Musik-Spezialisten im Internet, die aber nicht wissen, wie man einen vernünftigen Online-Store ins Netz stellt.Und auf der anderen Seite gibt es Technologie-Freaks, die keine Ahnung von der Ware haben, die sie verkaufen wollen", beschreibt Lieven die Branche aus seiner Sicht.Inzwischen bietet Adori 80 0000 verschiedene CDs an, darunter jede der 35 000 lieferbaren Klassik-CDs.In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Buchgroßhändler Libri hat Adori nun auch über eine Millionen Bücher im Sortiment.Eine ausgeklügelte Datenbanklösung soll den Kunden in die Lage versetzen, zu einer CD das passende Buch zu finden.

Kreidl hält zwei Drittel der Adori-Anteile, Lieven den Rest."Wir wollen als profitables Unternehmen in den kommenden Jahren an die Börse gehen", beschreibt Kreidl die Zukunftspläne.Dabei vertraut der bayerische Jung-Unternehmer auch auf die Erfahrung von Lieven.Der sieht Adori im Wettbewerb mit den großen internationalen Internet-Shoppinganbietern wie Amazon oder dem neuen Bertelsmann-Dienst BOL gut gerüstet."Ich habe bei Vobis schon meine Erfahrungen mit Großkonzernen gemacht.Man kann die Detailprobleme beim Online-Handel nicht mit Geld erschlagen", sagt Lieven.

CHRISTOPH DERNBACH

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