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Wirtschaft: Vodafone und E-Plus zieht es nach Berlin

Die beiden Mobilfunkunternehmen sehen sich in der Hauptstadt um. Es geht um viele Arbeitsplätze

Berlin - Zwei Mobilfunkunternehmen sind auf der Suche nach neuen Standorten und bei beiden Unternehmen steht Berlin ganz oben auf der Liste. Das könnte für die Hauptstadt viele hundert neue Arbeitsplätze bedeuten. Der britische Konzern Vodafone sucht einen neuen Sitz für zentrale Service-Funktionen, die bisher in ganz Europa verteilt waren. Die deutsche Mobilfunkfirma E-Plus ist sogar auf der Suche nach einem neuen Standort für ihre Zentrale. Derzeit arbeiten rund 1200 Mitarbeiter für E–Plus in älteren Gebäuden in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens.

Nach Informationen des Tagesspiegels könnten die ersten zusätzlichen Mitarbeiter von Vodafone bereits im kommenden Jahr ihre Arbeit in Berlin aufnehmen. Aus gut informierten Kreisen ist von bis zu 1000 Arbeitsplätzen die Rede und von einer „reinen Expansion“: Anders ausgedrückt, die Fachkräfte sollen nicht vom deutschen Hauptsitz abgezogen werden, der sich ebenso wie die Zentrale von E-Plus in Düsseldorf befindet, sondern am Berliner Arbeitsmarkt rekrutiert werden. Bei der Wirtschaftsförderung Berlin Partner wollte man sich dazu ebenso wenig äußern wie in der Senatsverwaltung für Wirtschaft. Allerdings wisse man, dass die Firmen in Berlin Standorte suchten, hieß es auf Anfrage.

Ein Sprecher von Vodafone Deutschland bestätigte dem Tagesspiegel: „Es gibt erste Überlegungen, einige zentrale Servicefunktionen für mehrere Vodafone-Landesgesellschaften in Europa zusammenzuführen.“ Dabei gehe es um die Bereiche Einkauf, Controlling und Personal und um einige hundert Mitarbeiter, nicht aber um eine vierstellige Zahl. Auch sei nicht geplant, die Deutschland- oder sogar die Konzernzentrale zu verlegen. Der Sprecher bestätigte jedoch, dass Experten aus ganz Europa an dem neuen Standort zusammengezogen werden sollen. „Wir werden aber auch Leute aus der Region rekrutieren“, hieß es bei Vodafone. „Als Standort infrage kommt Berlin oder das Berliner Umland sowie ein Standort in Osteuropa.“ Zum geplanten Umzugstermin wollte sich der Sprecher nicht äußern.

Nach Informationen des Tagesspiegels soll jedoch sehr schnell eine geeignete Vodafone-Adresse in Berlin gefunden werden. Nicht infrage kommt daher ein Neubau, da die Zeit dafür zu knapp ist. Da Vodafone offenbar auch nicht plant, höhere Management-Funktionen nach Berlin zu holen, sind bei der Suche auch keine Spitzenadressen wie der Potsdamer Platz in der engeren Auswahl. Vielmehr sind derzeit ein halbes Dutzend Gebäude in Nebenlagen der City im Gespräch. Vodafone will nach Informationen aus der Immobilienbranche zunächst rund 10 000 Quadratmeter mieten. Doch noch hat sich Berlin nicht gegen andere Wettbewerber durchgesetzt. „Es läuft ein ergebnisoffener Prüfungsprozess“, sagte ein Insider. Berlin habe aber aus mehreren Gründen einen Wettbewerbsvorteil: Das Immobilien-Angebot sei an keinem anderen Ort besser als hier, es gebe viele qualifizierte Mitarbeiter in der Stadt, die Arbeit suchen, sowie Fördermittel für Investitionen. Allerdings ist die Förderung in den jungen EU-Mitgliedsländern in Mitteleuropa noch höher als in Berlin . Neben Berlin prüft Vodafone deshalb dem Vernehmen nach mögliche Standorte in Polen und der Slowakei.

E-Plus nutzt derzeit noch zwei Bürohäuser in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens; der entsprechende Mietvertrag läuft 2008 aus. „E-Plus prüft verschiedene Mietangebote, auch den Standort Berlin“, sagte Robert Kellershohn, Vermietungschef beim Maklerhaus Atis-Real dem Tagesspiegel. In der Branche werden die in Berlin möglichen Fördermittel als ein Grund für diese Überlegungen genannt. Mit bis zu 20 Prozent der Investitionssumme werden Ausgaben für Sachanlagen vom Steuerzahler mitfinanziert, wenn die Arbeitsplätze für fünf Jahre garantiert werden. Fast noch wichtiger ist für viele Firmen die Hilfe bei der Personalsuche. Wird zum Beispiel in Berlin ein Arbeitsloser für eine Firma qualifiziert, so ist ein Zuschuss für die Ausbildungskosten von bis zu 10 000 Euro und Kopf möglich. Die Wirtschaftsförderung Berlin Partner bietet dazu in Abstimmung mit dem Senat und den Arbeitsagenturen ein „Business Recruiting Package“ an.

Als ein weiterer willkommener Umzugseffekt wird für E-Plus die Möglichkeit genannt, die Belegschaft zu reduzieren: Bei anderen Firmenumzügen waren viele Angestellte ihren Arbeitgebern nicht gefolgt und hatten das Unternehmen verlassen. „Wir schauen uns nach Alternativen um“, sagte eine Sprecherin von E-Plus dem Tagesspiegel. „Düsseldorf und Berlin sind noch im Rennen.“ Mit einer Entscheidung noch in diesem Jahr rechnet sie nicht. „Ich erwarte noch keine Entscheidung in den kommenden Wochen.“ Derzeit beschäftigt E-Plus in Berlin rund 150 Mitarbeiter und Vodafone 650 Mitarbeiter. In der Branche wird aber auch für möglich gehalten, dass E-Plus einen Standortwechsel nur ins Spiel bringt, um von der Stadt Düsseldorf ein attraktives Angebot für eine neue Immobilie zu provozieren.

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