zum Hauptinhalt

Volkswagen: Finanzaufsicht prüft Porsche-Einstieg

Der geplante Einstieg des Sportwagenbauers Porsche bei Volkswagen wird die Börsenaufsicht beschäftigen. Die Behörde will den starken Kursanstieg der VW-Aktie in der vergangenen Woche untersuchen.

Wolfsburg/Bonn (26.09.2005, 14:11 Uhr) - Auch werde geprüft, ob Porsche möglicherweise zu spät in einer Pflichtmitteilung über den Übernahmeplan informiert habe, sagte eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht am Montag in Bonn. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hatte bereits am Samstagabend vorab von dem Porsche-Coup berichtet. Der Konzern selbst veröffentlichte am Sonntagmorgen eine Ad-hoc-Mitteilung.

Bei VW steht am Montag eine weitere wegweisende Entscheidung bevor. Im Laufe des Tages soll klar werden, ob der neue Golf- Geländewagen wie ursprünglich geplant im Stammwerk Wolfsburg oder in Portugal gebaut wird. Nach Informationen der «Bild»-Zeitung sollen sich Vorstand und Betriebsrat bereits auf Wolfsburg geeinigt haben, nachdem die Arbeitnehmerseite sich zu «erheblichen Zugeständnissen» bei den Lohnkosten bereit erklärt habe. Die VW-Spitze hatte gedroht, das Auto in Portugal zu bauen, wenn der Betriebsrat keine Zugeständnisse bei den Personalkosten mache.

Volkswagen will auch nach einem Porsche-Einstieg den harten Sparkurs nicht aufweichen. «Es läuft alles weiter wie bisher», betonte ein VW-Sprecher am Montag. Bei Volkswagen stehen auf Grund vergleichsweise hoher Kosten und Überkapazitäten derzeit alle Unternehmensbereiche auf dem Prüfstand. Erst am Freitag hatte VW mitgeteilt, es werde ein Verkauf, ein Börsengang oder ein Ausbau der Töchter Europcar und gedas geprüft.

Die Börse quittierte den geplanten Deal mit einem satten Kursminus für Porsche. Zum Mittag verlor die Aktie des Sportwagenherstellers knapp neun Prozent oder fast 61 Euro auf 617 Euro. Im Handelsverlauf am Vormittag war der Kurs zeitweise bis auf 598 Euro abgesackt. Die VW-Aktie gab um 0,48 Prozent auf 51,61 Euro nach.

Porsche will mit 20 Prozent größter VW-Aktionär werden. Nach aktuellem Börsenkurs würden 20 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien mehr als drei Milliarden Euro kosten. Derzeit halten die Stuttgarter nach eigenen Angaben noch weniger als fünf Prozent. Analysten halten es jedoch für denkbar, dass Porsche über Partner indirekt doch bereits VW-Aktien aus dem Streubesitz erworben hat. Porsche Europas größten Autohersteller vor einer feindlichen Übernahme schützen und so die Partnerschaft mit VW langfristig sichern.

Porsche finanziert den Einstieg nach eigenen Angaben «aus der vorhandenen Liquidität». Erst in der vergangenen Woche hatten Gerüchte, der US-Milliardär Kirk Kerkorian wolle bei VW einsteigen, den Aktienkurs auf ein Drei-Jahres-Hoch getrieben. Nach Informationen aus Branchenkreisen strebt Porsche keine Überkreuzbeteiligung an. Diese Variante sei äußerst unwahrscheinlich, erfuhr die Finanz- Nachrichtenagentur dpa-AFX am Montag aus gut informierten Kreisen.

Die Investmentbank J.P. Morgan hatte zuvor darüber spekuliert, dass Porsche den von VW selbst gehaltenen Anteil von rund 13 Prozent übernehmen und im Gegenzug VW mit rund 18 Prozent am eigenen Unternehmen beteiligen könnte. VW darf die selbst gehaltenen Stammaktien nicht direkt an einen Investor verkaufen, sondern unter anderem nur im Zusammenhang mit strategischen Investitionen verwenden. VW hatte 2004 versucht, das Paket nach Abu Dhabi zu verkaufen - allerdings im Verbund mit der später zu Stande gekommenen Übernahme des Autofinanzierer LeasePlan. (tso/dpa)

Zur Startseite