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Wirtschaft: Volkswagen gibt zu viel Geld für Rabatte aus

„Gnadenloser“ Kampf um die Kunden drückt auf das Ergebnis/Händler fordert Verlängerung der „Klimaanlage gratis“

Berlin Volkswagen muss 2004 wegen zahlreicher Rabatte und Verkaufshilfen Einbußen beim Gewinn hinnehmen. „Das wird ein schweres Jahr“, sagte der Gelsenkirchener Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer am Montag. Der Golf V, seit einem knappen Jahr auf dem Markt, tue sich schwer gegen die Konkurrenten, zu denen seit kurzem der 1er BMW und demnächst die neue A-Klasse von Mercedes gehören. Dudenhöffer geht aber davon aus, dass VW das angepeilte Ziel von 600000 produzierten Golf 2004 erreichen wird. Dazu werde Europas größter Autohersteller aber weiter mit teuren Rabatten arbeiten müssen, um den Absatz in Schwung zu halten. Seit dem Frühjahr gibt es beim Kauf eines neuen Golf eine Klimaanlage im Wert von 1225 Euro gratis. Diese faktische Preissenkung ist bislang beschränkt bis zum 30. September. Doch die Signale der Händler sind klar: „Das muss weiterlaufen“, sagte Hans-Dieter Haag, Geschäftsführer des Autohauses Berlin, dem größten VW-Händler im Ostteil Berlins, zur Notwendigkeit der Rabatte. Das Geschäft mit den Nachlässen sei „gnadenlos, die Kunden drehen jeden Cent um“. Das Angebot an Sonderfinanzierungen und Sonderleistungen werde immer verrückter: „Bald kommt es soweit, dass wir den Fahrer stellen“, klagte Haag über die Verkaufshilfen. Er geht davon aus, dass sich in den kommenden 18 Monaten daran nichts ändert. Am Dienstag treffen sich rund 600 VW-Händler in Berlin, um die Situation zu beraten.

Am Wochenende hatte es Berichte gegeben, wonach VW in einer Krise stecke und das Vorjahresergebnis von 2,5 Milliarden Euro nicht erreichen werde. Sogar von einer Gewinnwarnung war die Rede. Am Montag bemühte sich der Konzern um Beruhigung. Von einer Krise könne keine Rede sein, hieß es in Wolfsburg. Die aktuellen Geschäftszahlen will VW am 23. Juli vorlegen. Trotz der Beschwichtigungen gehörte die VW-Aktie am Montag mit einem Minus von 1,35 Prozent zu den größten Verlierern.

„VW kann nur an der Kostenseite arbeiten“, beschreibt Dudenhöffer den Spielraum des Autokonzerns. Der Polo laufe nicht sonderlich gut und für den Passat, dessen Nachfolger 2005 auf den Markt kommt, werde es am Ende des Lebenszyklus auch nicht einfacher. Ganz zu schweigen vom Phaeton, mit dem VW eigentlich die Mercedes S-Klasse und den 7er BMW angreifen wollte. In diesem Jahr verkauft VW nach einer Schätzung von Dudenhöffer nur 5000 Phaeton, VW selbst erwartet 6000. Ursprünglich sollten von der Limousine 15000 Stück im Jahr verkauft werden.

Neben dem schwachen Inlandsmarkt drücken die Verhältnisse in China und den USA auf das Geschäft. In China, wo VW in der Position des Marktführers ist und entsprechend bedrängt wird, reagierte der Konzern mit Preissenkungen. Und in den USA, dem größten Automarkt der Welt, auf dem die Rabattschlacht vor knapp drei Jahren begann, muss VW auch immer größere Nachlässe geben, um den Absatz einigermaßen stabil halten zu können. Mit dem Sparprogramm „For Motion“, das drei Milliarden Euro bringen soll, will VW-Chef Bernd Pischetsrieder das Ergebnis mindestens stabilisieren. alf

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