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Wirtschaft: Volkswagen rechnet mit weniger Gewinn

Schwache Konjunktur und schlechte Halbjahreszahlen belasten Europas größten Autohersteller – dennoch steigt der Aktienkurs

Berlin - Trotz eines massiven Sparprogramms kann der Volkswagen-Konzern sein Ergebnisziel für 2004 nicht halten und hat daher eine Gewinnwarnung herausgegeben. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen werde in diesem Jahr voraussichtlich nur 1,9 Milliarden Euro betragen anstatt wie ursprünglich erwartet 2,5 Milliarden Euro, teilte Europas größter Autohersteller am Freitag in Wolfsburg mit. Das sei allerdings das schlechteste Szenario, sagte VW-Chef Bernd Pischetsrieder. Offenbar fiel die nach unten korrigierte Gewinnprognose nicht so schlecht aus wie am Markt befürchtet. Der Kurs der VW-Aktie stieg daher am Freitag – gegen den Trend.

Der starke Euro und der hohe Ölpreis hätten sich bereits auf das erste Halbjahr negativ ausgewirkt und würden voraussichtlich auch das zweite Halbjahr belasten, erklärte VW. Zudem rechnet der Konzern damit, dass der Wettbewerbsdruck auf den Automärkten in den USA, Europa und China nicht nachlassen wird. Daher würden deutlich weniger Autos ausgeliefert als geplant, auch wenn es immer noch mehr seien als im vergangenen Jahr, hieß es. 2003 hatte VW fünf Millionen Autos verkauft. An seinem Absatzziel für den neuen Golf hält der Konzern jedoch fest. „Wir gehen weiter davon aus, 600000 neue Golf in diesem Jahr zu verkaufen“, sagte ein Vorstandsmitglied.

Nach Ansicht von Autoexperten ist es aber gerade der neue Golf, der VW große Probleme bereitet. „Das Auto hat viel zu wenig Neuigkeitswert, um den doch sehr anspruchsvollen Preis zu rechtfertigen“, sagte Willi Dietz, Professor am Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen. Kurzum, der Golf V ist zu teuer und hat es deswegen schwer gegen Konkurrenten wie den 1er BMW. Das ist wohl auch der Grund warum VW versucht, den Verkauf mit Sonderaktionen anzukurbeln. So gibt es beim Kauf des Golf V zum Beispiel eine Klimaanlage im Wert von 1225 Euro gratis dazu.

„Dass es bei VW in diesem Jahr insgesamt nicht rund laufen wird, war absehbar“, sagt Dietz. Es sei eben alles zusammengekommen – die schleppende Autokonjunktur, der hohe Ölpreis und der starke Euro. Der treffe VW härter als andere Autohersteller, weil der Konzern keine Kurssicherung gebildet habe.

In den USA, dem größten Automarkt der Welt, fuhr VW in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sogar Verluste ein – 503 Millionen Euro Miese machte der Konzern dort, nach einem Gewinn von 59 Millionen Euro im Vorjahr. Und in China, wo VW Marktführer ist, sank erstmals die Zahl der ausgelieferten Autos, und zwar um 4,2 Prozent auf 311000 Kraftfahrzeuge. Die Ursache seien „massiv ansteigende Kaufanreize anderer Hersteller“, hieß es bei VW. Auf dem asiatischen Markt ist es vor allem der Druck der Konkurrenten aus Japan und Korea, der immer stärker wird.

„VW darf sich jetzt nicht auf einen Konjunkturaufschwung verlassen, sondern muss den Aufstieg aus eigener Kraft schaffen“, sagte Autoexperte Dietz. Dazu müsse der Konzern die Kosten senken und neue Modelle auf den Markt bringen, wie im kommenden Jahr den neuen Passat. Bei den Kosten zumindest scheint VW auf gutem Weg zu sein. Mit dem Programm „For Motion“ will der Konzern bis 2005 vier Milliarden Euro einsparen. Zudem sollen die Ausgaben für Personal bis 2011 um 30 Prozent gesenkt werden. Durch „For Motion“ konnten die Kosten im ersten Halbjahr um 400 Millionen Euro reduziert werden, teilte VW mit. Allerdings wird das Ergebnis im Gesamtjahr auch mit 400 Millionen Euro Sondereinflüssen belastet.

Analysten bewerteten die Halbjahreszahlen trotz Gewinnwarnung positiv. „Die Zahlen waren erheblich besser als erwartet. Man sieht, dass das Kostensenkungsprogramm greift“, sagte Heino Ruland, Marktanalyst beim Handelshaus Steubing. Sein Kollege Marc-Rene Tonn von M.M. Warburg bewertete die korrigierte Gewinnprognose von 1,9 Milliarden Euro als realistisch.

Dagmar Rosenfeld

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