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Wirtschaft: Volkswagen verdient mehr als erwartet

Sparprogramm und Audi retten das Ergebnis/Die Marke VW schreibt rote Zahlen/ Sparprogramm bringt 1,6 Milliarden Euro

Berlin - Dank des Sparprogramms „ForMotion“ hat VW im vergangenen Jahr das selbst gesteckte Ergebnisziel erreicht. Der operative Gewinn lag bei gut zwei Milliarden Euro und damit zwölf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Der Autokonzern selbst hatte 1,9 Milliarden Euro angepeilt. „Das Ergebnis ist leicht besser als erwartet“, kommentierte NordLB-Analyst Frank Schwope die Zahlen. Positiv reagierte die Börse auf die Zahlen: Die VW-Aktie konnte sich am Montag um 2,7 Prozent auf 38,38 Euro verbessern und war damit der größte Gewinner im Deutschen Aktienindex (Dax). „Die konstante Dividende ist ein Signal an die Märkte, dass es im laufenden Jahr besser läuft“, meinte Analyst Schwope.

Der Konzern schrieb am Montag in einer Adhoc-Mitteilung, „unter schwierigen Rahmenbedingungen“ sei die im Juli 2004 veröffentlichte Prognose übertroffen worden. Damals hatte VW-Chef Bernd Pischetsrieder das Profitziel für 2004 von 2,5 auf 1,9 Milliarden Euro reduziert. Zu den schwierigen Rahmenbedingungen in 2004 zählte vor allem der mit teuren Rabatten umkämpfte US–Markt; auch auf Grund des teuren Euro verlor der VW-Konzern in den USA im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Euro. In China, wo Volkswagen seit Jahrzehnten Marktführer ist, holen die Wettbewerber auf und VW gibt Marktanteile ab. Schließlich verkaufte Europas größter Autohersteller von seinem wichtigsten Modell, dem Golf, im vergangenen Jahr nicht 600000 Stück, wie geplant, sondern 530000 Einheiten. Dennoch setzte der Konzern mit den Marken VW, Audi, Skoda, Seat, Bentley, Lamborghini und VW-Nutzfahrzeuge 5,08 Millionen Fahrzeuge ab, 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz stieg sogar um 4,9 Prozent auf knapp 89 Milliarden Euro.

Unterm Strich – also als Ergebnis nach Steuern – blieben VW 716 Millionen Euro, das waren 28,6 Prozent weniger als 2003. Das positive Ergebnis kam überhaupt nur zustande, weil die Effekte des Sparprogramms „ForMotion“ nach Angaben des Konzerns mit 1,6 Milliarden Euro zu Buche schlugen; vor allem wirkte sich hier die Kürzung der Investitionen um 16,7 Prozent aus. Pischetsrieder hat das Sparprogramm vor knapp einem Jahr aufgelegt, um VW für „schweres Wetter zu wappnen“. In diesem Jahr soll das Programm zwei Milliarden Euro bringen.

Sowohl die meisten Analysten als auch die Konzernstrategen selbst sind für das laufende Jahr nur gebremst optimistisch. Immerhin wird im Frühjahr in Deutschland der neue VW Passat eingeführt und in den USA der Jetta. Allerdings werden die Wolfsburger auch in 2005 nicht um Verkaufshilfen herumkommen. So gilt der Golf als so teuer, dass er mit Rabatten (zum Beispiel Klimaanlage gratis) in den Markt gedrückt werden musste.

Vor allem die Markengruppe VW (neben der Marke VW gehören Skoda und Bentley dazu) hat 2004 schlecht abgeschnitten. Dabei lief Skoda noch relativ gut, doch für jeden verkauften VW veranschlagt der Gelsenkirchener Marktforscher Ferdinand Dudenhöffer einen Verlustbeitrag von 50 bis 100 Euro. Weiter in den roten Zahlen dürfte auch der Bereich VW Nutzfahrzeuge stecken, der nach neun Monaten einen Verlust von 159 Millionen Euro eingefahren hatte. Die Zahlen für das komplette Jahr und die einzelnen Geschäftsbereiche will VW am 8. März bekannt geben.

Die Konzernbilanz gerettet haben vor allem die Markengruppe Audi (neben Audi gehören Seat und Lamborghini dazu) und die Finanzdienstleistungen. Bereits nach neun Monaten hatte die AudiMarkengruppe einen Gewinn von 877 Millionen Euro eingefahren, die Finanzdienstleistungen verdienten bis dahin 768 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr ist Autoexperte Dudenhöffer eher skeptisch, er spricht von einem „Übergangsjahr“. Für 2006 und 2007, wenn die neuen Modelle auf dem Markt seien, dürften dann auch die Gewinne wieder anziehen. Das entspricht der Prognose, die Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp in der vergangenen Woche für sein Unternehmen aufgestellt hat.

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