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Volkswagen: Vorstand: Dreistelliger Millionenverlust

VW-Vorstand Wolfgang Bernhard hat die Belegschaft auf "schmerzhafte Veränderungen" eingeschworen. Die westdeutschen Werke hätten 2005 einen hohen dreistelligen Millionenverlust eingefahren, hieß es.

Wolfsburg - Mit seinen Überlegungen zur Komponentenfertigung brachte er am Montag zugleich den Betriebsrat gegen sich auf. In einer Extraausgabe der Mitarbeiterzeitung "autogramm" begründete Bernhard die Notwendigkeit des am vergangenen Freitag angekündigten Umbauprogramms unter anderem mit hohen dreistelligen Millionenverlusten in den traditionellen westdeutschen Volkswagen-Werken. "Die Lage ist ernst", schrieb Bernhard.

Das betreffe auch die Fertigung von Komponenten wie Achsen, Getriebe oder Motoren. Einige dieser Bereiche seien "weit von jeglicher Wettbewerbsfähigkeit entfernt", so Bernhard. Deshalb müssten hier auch Schließungen ins Auge gefasst werden. Diese Bemerkung brachte sogleich den Betriebsrat auf den Plan: "Einfach das Tafelsilber zu verscherbeln, hat nichts mit intelligentem Management zu tun. Das kann jeder auf dem Flohmarkt", schrieb der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats Bernd Osterloh in einem Brief an die Belegschaft. Es gebe noch "eine ganze Menge mehr Möglichkeiten, diesen Bereich fit zu machen."

VW-Chef Bernd Pischetsrieder hatte am Freitag erklärt, ein Verkauf von Werken stehe zur Zeit nicht an. Eine Neuordnung der Komponenten-Fertigung ist aber Teil eines tief greifenden Sanierungsprogrammes, mit dem Europas größter Autobauer zu alter Ertragskraft zurückfinden will. Bis zu 20.000 Arbeitsplätze stehen auf dem Prüfstand und den Beschäftigten winken möglicherweise längere Arbeitszeiten ohne mehr Lohn. Das konkrete Konzept, mit dem der Konzern seine nicht ausgelasteten und unrentablen Werke auf Profit trimmen will, liegt noch nicht vor. Die VW-Spitze will darüber aber zügig Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufnehmen.

"Wir alle sind gefordert", betonte Bernhard im "autogramm". VW habe Produktivitätsnachteile von bis zu 50 Prozent gegenüber der Konkurrenz. Und europaweit habe Volkswagen Überkapazitäten von rund 20 Prozent. "Wir müssen jetzt schmerzhafte Veränderungen in Kauf nehmen", sagte Bernhard auf die Frage nach der Perspektive für die Beschäftigten.

Der neue Personalvorstand Horst Neumann kündigte in dem Interview an, dass der Vorstand noch in dieser Woche dem Betriebsrat Untersuchungen und Wettbewerbsvergleiche vorlegen wolle. "Alle werden betroffen sein", sagte Neumann. "Jeder muss mitmachen, Qualität und Produktivität zu verbessern." Neben dem beschlossenen Programm zur Altersteilzeit, mit dem bis zu 14.000 Mitarbeiter in den nächsten Jahren in Rente gehen könnten, würden auch alle Möglichkeiten zur Umschulung, Weiterbildung und beruflichen Neuorientierung genutzt.

Osterloh betonte in seinem Schreiben noch einmal die Bereitschaft der Beschäftigten, das Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen. Zugleich bekräftigte er aber: "Wir sind nicht mehr bereit, für immer neue Managementfehler zu zahlen." Messlatte für die Gespräche werde zudem sein, dass der Vorstand die im Tarifvertrag vereinbarte Standort- und Beschäftigungssicherung ebenso ernst nehme wie der Betriebsrat die Rendite und Wettbewerbsfähigkeit.

Auch Porsche-Chef Wendelin Wiedeking will seinen neuen Sitz im VW-Aufsichtsrat aktiv nutzen und "neue Ideen" zum Abbau der Überkapazitäten bei Europas größtem Autobauer entwickeln. Das sagte Wiedeking der Branchenzeitung "Automobilwoche" am Rande einer Veranstaltung in den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Man kann sich gesundschrumpfen oder den Angriff wagen", ergänzte Wiedeking. Er sei optimistisch, "Marktchancen zu finden". Porsche ist nach seinem Einstieg bei VW größter Anteilseigner. Wiedeking soll demnächst in das Kontrollgremium einziehen. (tso/dpa)

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